Seit Mittwoch ist ein Hingucker zwischen dem ZOB und dem Bergedorfer Bahnhof im Einsatz: Ein gelber Doppelstockbus vom Typ Alexander Dennis Enviro 500, den die vhh.mobility von den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) ausgeliehen hat. Noch bis zum 12. November wird er auf der Expressbuslinie X80 auf Herz und Nieren getestet und die Fahrgäste um Feedback gebeten.
Mehr Platz und bessere Aussicht
Mit dem Testbetrieb möchte die vhh.mobility herausfinden, ob das Fahrzeugkonzept mit zwei Ebenen eine praktikable Lösung für stark nachgefragte Linien sein könnte – insbesondere auf längeren Strecken mit vielen Sitzplatzwünschen.
Der dreiachsige Doppeldeckerbus bietet insgesamt 112 Fahrgästen Platz, davon 80 Sitzplätze – deutlich mehr als ein herkömmlicher Solobus. Mit einer Höhe von 4,06 Metern und Länge von 13,80 Metern ist er kürzer als ein Gelenkbus, biete aber eine höhere Kapazität auf gleicher Grundfläche. Das sei ein klarer Vorteil bei engen Straßen und vollen Betriebshöfen.
„Der Doppeldecker bietet mehr Komfort und Kapazität, ohne die Straßen zusätzlich zu belasten. Damit könnten wir das Angebot gezielt erweitern und mehr Menschen zum Umstieg auf den ÖPNV bewegen.“
Anjes Tjarks (GRÜNE), Verkehrssenator
Das Oberdeck solle laut vhh.mobility nicht nur zusätzliche Sitzplätze, sondern auch ein neues Fahrgefühl bieten: Große Fensterflächen und viele Plätze in Fahrtrichtung sorgen für einen Panoramablick und eine ruhige Fahrt – also wie bei den Doppeldeckern der Stadtrundfahrten. Über einen Monitor an der Treppe können Fahrgäste zudem sehen, wie viele Plätze oben noch frei sind.
Das Unterdeck ist vollständig niederflurig und bietet damit viel Platz für Rollstühle, Kinderwagen und Fahrgäste mit eingeschränkter Mobilität. Damit erfülle der Testbus alle Anforderungen an die Barrierefreiheit.
Feedback erwünscht
Während des zweiwöchigen Tests bittet die vhh.mobility ihre Fahrgäste ausdrücklich um Rückmeldungen. Über QR-Codes im Fahrzeug, Social Media und direkte Befragungen können Meinungen zu Komfort, Platzangebot und Praxistauglichkeit abgegeben werden. Auch die Themen Barrierefreiheit und Orientierung im Fahrzeug würden dabei besonders betrachtet.
Sollte der Test positiv verlaufen, könnten Doppeldeckerbusse künftig auf weiteren Metrobus- oder Expressbuslinien mit hoher Nachfrage zum Einsatz kommen. Denkbar wäre laut vhh.mobility auch eine Weiterentwicklung mit Elektroantrieb.
„Langfristig sehen wir Potenzial für vollelektrische Doppeldecker im Linienbetrieb. Jetzt wollen wir zunächst herausfinden, wie dieses Modell bei den Fahrgästen ankommt und ob es zu ihren Mobilitätsbedürfnissen passt.“
Lorenz Kasch, Geschäftsführer vhh.mobility
Der Doppeldeckerbus fährt bis dahin täglich auf der Linie X80 zwischen Hauptbahnhof/ZOB und Bf. Bergedorf – auch am Wochenende. Ganz neu sind Doppelstockbusse im Hamburger Linienverkehr übrigens nicht: Bis vor einigen Jahren setzte die VHH schon einmal einen Doppelstockbus ein, zuletzt auf einer Verbindung zum Lübecker Flughafen.
Titelbild: Stina Siems (Fahrgastbefragung), Anjes Tjarks (Verkehrssenator), Hartmut Seidel (Fahrer des Doppeldeckers, vhh.mobility), Lorenz Kasch (Geschäftsführer vhh.mobility) – Foto: Wolfgang Köhler / vhh.mobility
