DB Regio prüft Integration von start

Während der Betrieb bei start Unterelbe auf dem RE 5 zwischen Hamburg und Cuxhaven recht geräuschlos über die Bühne geht kommen start Niedersachsen Mitte und start Mitteldeutschland nicht aus den Schlagzeilen der Lokalpresse: Es mangelt an Personal und Fahrzeugen – Vertrauen geht verloren. Nun wurde bekannt, dass aufgrund der anhaltenden Probleme die DB Regio AG die Integration der Regionalverkehre start Deutschland GmbH prüft.

Ein Bahnsprecher teilte auf Nachfrage mit, dass die veränderten Rahmenbedingungen im Schienenpersonennahverkehr den Ausschlag geben. Die betriebenen Verkehre sollen stabiler, wirtschaftlicher und zukunftsfähiger werden.

Anhaltende Probleme in drei Netzen

Im Dieselnetz Niedersachsen-Mitte (RB 37, RB 38, RB 77 und RB 79) fallen regelmäßig Züge aus – besonders schlecht sind die Pünktlichkeits- und Zuverlässigkeitswerte im Heidekreuz mit den Linien RB 37 und RB 38. Auf der Linie RB 37 fällt jeder vierte Zug aus (2025 bis Juli), auf der Linie RB 38 ist jeder vierte Zug mehr als sechs Minuten verspätet (2025 bis Juli).

Der Fahrgastverband Pro Bahn forderte bereits ein konsequenteres Vorgehen der Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen (kurz LNVG) gegen den Betreiber, auch politische Vertreter bezeichneten die Situation im Heidekreuz gegenüber der Lokalpresse als unzumutbar.

Start Mitteldeutschland hat im Dezember 2024 das Dieselnetz Sachsen-Anhalt II vom insolventen Betreiber abellio Mitteldeutschland übernommen. Das Sachsen-Anhältische Verkehrsministerium bezeichnet die Lage als „sehr kritisch“ und „absolut unzureichend“ – auch hier seien Ausfälle, Verspätungen und fehlende Informationen Alltag. Der Betreiberwechsel habe trotz Vorbereitung nicht zu spürbaren Verbesserungen geführt. Wie im Heidekreuz kam über das gesamte Dieselnetz Sachsen-Anhalt II gerechnet im Juli 2025 etwa jeder vierte Zug zu spät.

Der Geschäftsführer der Nahverkehrsservice Sachsen-Anhalt GmbH (kurz NASA) wurde gegenüber der Mitteldeutschen Zeitung deutlich: „Wir sind überhaupt nicht zufrieden“. Er warnte dort weiter, dass das Unternehmen kurz vor einer formellen Abmahnung stehe – zur Kündigung des Verkehrsvertrags fehle auch nicht mehr viel.

Daneben kämpft start Taunus seit der Übernahme der Verkehre von der Hessischen Landesbahn (HLB) mit gleichzeitiger Einführung neuer Wasserstoffzüge mit eben jenen Neufahrzeugen. Zunächst standen nicht genug Fahrzeuge zur Verfügung, sodass ein Notfahrplan her musste. Einen Vorwurf kann man start Taunus wohl nicht machen, denn die Fahrzeuge werden von fahma, einer Tochtergesellschaft des Rhein-Main-Verkehrsverbundes (RMV) gestellt und durch den Hersteller ALSTOM instandgesetzt.

Noch immer kann dort nicht auf Dieselfahrzeuge verzichtet werden, die leihweise aus Schleswig-Holstein stammen. Im Herbst 2024 erklärte Dirk Bartels, Geschäftsführer von start Taunus, gegenüber der Frankfurter Rundschau, dass sein Team vor Ort seit der Inbetriebnahme im Dezember 2022 tagtäglich das fast Unmögliche leiste, um den Betrieb am Laufen zu halten. Nicht nur die Fahrgäste, auch die Mitarbeitenden würden unter der Situation leiden. Auch habe die Marke start schweren Schaden genommen. Auch der RMV zeigt sich enttäuscht über die wiederholten Engpässe.

Wie geht es weiter?

Ob die DB Regio ihr Tochterunternehmen start integriert, soll im kommenden Jahr entschieden werden. Derzeit laufe nur eine Prüfung. Etwas klarer sieht das die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer, die bereits von einer vollständigen Integration „vorbehaltlich einer abschließenden Prüfung“ spricht und sich bereits in Gesprächen mit der DB Regio befindet.

Im Falle einer Integration werden laut Bahnsprecher die Mitarbeitenden der einzelnen Regionaleinheiten der start GmbH 1:1 übernommen, um Wissen, Erfahrung und Kompetenz der Mitarbeitenden zu erhalten und einen betrieblich stabilen Übergang sicherzustellen, denn: Bestehende Verkehrsverträge der start GmbH würden von der DB Regio AG übernommen und weitergeführt.

Klar muss jedoch auch sein: Nicht jedes Problem lässt sich durch eine „bloße Änderung des Namens“ beheben. Gerade in den Netzen Unterelbe, Niedersachsen-Mitte und Taunus werden Landesfahrzeuge genutzt und durch Dritte instandgehalten und nicht selten bietet auch die Infrastruktur Anlass für Verspätungen.

Start Deutschland wurde 2016 als Tochtergesellschaft der DB Regio AG gegründet und positioniert sich seitdem als modernes, flexibles Unternehmen mit Start-Up-Atmosphäre, das sich gezielt um SPNV-Netze bewirbt, die der DB-Konzern zuvor verloren hatte. Um eine Billigtochter handelt es sich jedoch nicht: Für die Mitarbeitenden gelten DB-Tarifverträge und übliche Betriebsvereinbarungen.