Wie das Wirtschaftsministerium in Hannover heute mitteilte, hat sich die Metronom Eisenbahngesellschaft mbH mit dem Wunsch um ein vorzeitiges Ende des noch bis 2033 laufenden Verkehrsvertrags „Hanse-Netz“ an den Aufgabenträger gewendet.
Rückblick: Erhebliche Probleme seit vergangenem Sommer
Im Dezember 2011 übernahm die Metronom Eisenbahngesellschaft die Linien des heutigen Hansenetzes. Der aktuelle Verkehrsvertrag läuft seit Dezember 2018 und hat eine Laufzeit von 15 Jahren.
Seit bereits vergangenem Sommer und bis voraussichtlich Ende Juli 2024 muss der metronom aufgrund des branchenweiten Fachkräftemangels seinen Fahrplan einschränken. Seit Anfang Januar übernahm Start Unterelbe drei Zugpaare zwischen Hamburg-Harburg und Winsen, um die Not etwas zu lindern. Zum 4. Februar tritt ein neuer Ersatzfahrplan in Kraft, mit dem die Zugausfälle um rund 30 Prozent reduziert werden können.
Doch auch externe Einflüsse führen nun zu diesem Schritt: Durch die Corona-Pandemie und den Krieg in der Ukraine hätten sich die Rahmenbedingungen für die Bahnunternehmen in Deutschland fundamental verändert: Energiekosten seien seitdem erheblich gestiegen, und auch die Personalkosten.
Verhandlungen über Vertragsauflösung beginnen
Der Aufsichtsrat der Landesnahverkehrsgesellschaft (LNVG) hat die LNVG-Geschäftsführung auf einer Sondersitzung am gestrigen Dienstag dazu ermächtigt, mit der Metronom Eisenbahngesellschaft über die vorzeitige Beendigung des Verkehrsvertrags zu verhandeln. Dieser Wunsch wurde bereits im Dezember an die LNVG herangetragen. Gemeinsames Ziel sei es, den bestehenden Vertrag zum Juni 2026 aufzuheben und die Verkehrsleistungen so lange wie vereinbart zu erbringen. Bis Ende Februar 2024 soll eine entsprechende Vertragsaufhebung erarbeitet werden, um die sonst bis 2033 entstehenden Verluste beim Metronom zu begrenzen.
Loslimitierung: Metronom wird Verkehrsleistungen abgeben müssen
Parallel solle ein neues Konzept für das Hansenetz entwickelt werden. Dazu gehört nach übereinstimmenden Medienberichten auch die Zerschlagung des Netzes: Die Vergabe solle mit einer Loslimitierung erfolgen, sodass nicht ein Anbieter alle Verkehre für sich gewinnen kann. Wie genau diese Teilung aussehen soll, ist noch nicht bekannt. Zum Hansenetz gehören bislang die Linien Strecken Hamburg – Lüneburg – Uelzen – Celle – Hannover – Göttingen (RE 2, RE 3, RB 31) und Hamburg – Bremen (RE 4, RE 41). Vor dem Hintergrund der Verknüpfung der Linien RE 3 und RE 4 im Hamburger Hauptbahnhof drängt sich die Idee einer Teilung dort jedenfalls nicht auf. Genaueres wird die Ausschreibung ergeben, die dann zeitnah veröffentlicht werden dürfte.
„Metronom ist in den vergangenen Jahren ein verlässlicher Partner gewesen.“
Olaf Lies (SPD), Wirtschaftsminister in Niedersachsen
Einige Medien sprechen bereits von einem „Aus“ des metronom – doch entschieden ist das nicht: Natürlich könne sich auch die Metronom Eisenbahngesellschaft um die Teilnetze bewerben. Wie auch immer die Neuvergabe am Ende aussieht: Das Personal wäre von einem neuen Betreiber zu übernehmen. Loks und Wagen stellt die LNVG selbst, sodass hier ein reibungsloser Betreiberwechsel möglich wäre. Im Hansenetz sind nach Angaben des Ministeriums täglich 80.000 Fahrgäste unterwegs. Im Jahr 2024 seien 8,7 Millionen Zugkilometer bestellt.
Im August 2020 war abellio, eine Tochter der Niederländischen Staatsbahn, in Schieflage geraten, nachdem der Mutterkonzern die Verluste in Deutschland nicht weiter ausgleichen wollte. Nachverhandlungen um höhere Vergütungen für die Verkehrsleistungen scheiterten, Notvergaben und kurzfristige Übernahmen der Verkehre durch andere Unternehmen waren die Folge. Es scheint, als hätten die Beteiligten aus dieser Insolvenz gelernt, und rechtzeitig vor einer Insolvenz die Notbremse gezogen, um gemeinsam zu einer Lösung zu finden.