Heute hat die HOCHBAHN die Eröffnung des neuen Bahnsteigs 1 an der Haltestelle Horner Rennbahn gefeiert. Nach einem Jahr Schienenersatzverkehr rollen ab Montagmorgen, Betriebsbeginn die Züge der Linie U2 wieder auf ganzer Linie – wenngleich mit Umsteigezwang an der Haltestelle Horner Rennbahn.
Um 9:44 Uhr rollte der Sonderzug zur Eröffnungsfeier am Jungfernstieg ein. Hierfür wurde ein passendes Sonderziel auf dem Fahrzeug aufgespielt.
Vom Jungfernstieg ging es non-stop bis zum Rauhen Haus und dann weiter ins Baugebiet. Nach einem kurzen Halt ging es in die neue Haltestelle.
Von diesem neuen Bahnsteig fahren ab sofort alle Züge in Richtung Mümmelmannsberg und ab 2026 auch Richtung Horner Geest. Die Haltestelle ist aber gleichfalls noch nicht fertiggestellt, nicht alle Decken- und Wandverkleidungen sind montiert – abschnittsweise fehlen sie noch komplett. Es ist aber verständlich, dass die Wiederaufnahme des Betriebs optischen Erwägungen vorgeht.
Nach ein paar ersten Eindrücken und einer kleinen Stärkung war es Zeit für die obligatorischen Eröffnungsreden. Zunächst bedankte sich Verkehrssenator Anjes Tjarks (GRÜNE) bei allen Beteiligten, seien es die ausführenden Firmen, die HOCHBAHN, die Mitarbeiter aus der eigenen Behörde oder die leidensfähigen Bürgerinnen und Bürger vor Ort.
Es sei wichtig in den Neu- und Ausbau zu investieren. Das sehe man auch im Fernverkehr: Auf einer zu alten Infrastruktur müssten zu viele Züge fahren, es werde zu wenig Geld in Neubauten oder Sanierungen gesteckt. Tjarks sei stolz darauf, dass Hamburg begriffen habe, dass ein Ausbau des Nahverkehrs für die Verkehrswende unerlässlich ist.
Vor dem Hintergrund privater Bauprojekte wie dem Elbtower oder einem Einkaufszentrum, die ins stoppen geraten sind, ist das eine Leistung, ein so großes Bauwerk zeit- und kostengerecht in einer so komplexen Umgebung zu bauen. Das schafft Vertrauen in die HOCHBAHN, die Baufirmen und die öffentliche Hand, die den Mut haben, solche großen Projekte anzufangen.
Verkehrssenator Anjes Tjarks (GRÜNE)
Die Investition in den Stadtteil Horn zur Aufwertung sei ein Bekenntnis der Stadt zum Hamburger Osten, nachdem die alte Straßenbahn durch Busse zum Wandsbeker Markt ersetzt wurde. Ab Ende 2026 erhielten 13.000 Hamburgerinnen und Hamburger erstmals einen fußläufigen Anschluss an das U-Bahn-Netz.
Für den neuen HOCHBAHN-Vorstandsvorsitzenden Robert Henrich war die Einfahrt mit dem Sonderzug in die neue Haltestelle Horner Rennbahn heute ein besonderer und emotionaler Moment. Wie auch Tjarks erinnerte er sich an die alte Hamburger Straßenbahn – sein Großvater hätte sich über die Abschaffung zugunsten einer autogerechten Stadt gefreut. Damit habe er verkehrspolitisch vielleicht nicht ganz richtig gelegen.
Auch Henrich freut sich über die pünktliche Fertigstellung des neuen Haltestellenteils. Die HOCHBAHN habe alles daran gelegt, das Jahr Ersatzverkehr so gut wie möglich auszugestalten und habe dafür sogar Lob bekommen. Dennoch sei es schön, dass die U-Bahn ab Montagmorgen wieder auf ganzer Strecke fährt. Ein Ersatzverkehr bleibe schließlich ein Ersatz, der mit Verzögerungen einhergehe.
Wir haben uns riesig darüber gefreut, dass wir wirklich wenig Beschwerden gehabt haben, obwohl wir in diesem hochverdichteten Raum, und sogar unter dem Ring 2 gebaut haben.
Robert Henrichs, HOCHBAHN-Vorstandsvorsitzender
Nicht zuletzt dank der Bürgerbeteiligung von Anfang an und minutiöser Planung des Bauablaufs hätten die Arbeiten in diesem Bauabschnitt exzellent funktioniert. Der Bau werde noch gute drei Jahre weitergehen, und auch in Richtung Grasbrook gehe es bald voran.
Am Sonntag sind die Hornerinnen und Horner eingeladen, ihre neue Haltestelle von 10 bis 14 Uhr kennenzulernen, ehe am Montagmorgen gegen 4 Uhr der Regelbetrieb aufgenommen wird. Auch wenn es nicht so aussieht: Die Hintergleiswand ist fertig – eine Verkleidung wird es hier nicht geben. Zu einem späteren Zeitpunkt, wohl zur Fertigstellung des Knotens Horner Rennbahn im nächsten Frühjahr, sollen Projektoren in Betrieb genommen werden, die Motive angelehnt an die namensgebende Horner Rennbahn, also u.a. Pferde, an die Wand werfen. Bis dahin ist aber weniger mehr…
Neben dem Sonderzug wurde auch ein Arbeitszug in der Haltestelle geparkt – mit der neuen Akkulok vom Typ „AL2“ aus dem Hause Gmeinder. Die Loks dieses Typs sind seit einigen Monaten zusätzlich zu den Akkuloks der ersten Generation im Bauzugdienst unterwegs. Am „Haken“ hatte sie eine Lore, auf der ein Catering aufgebaut wurde.
Umsteigezwang bis Frühjahr 2025
Außer im Wochenendnachtverkehr muss bis Frühjahr 2025 zwischen den beiden Bahnsteigen gewechselt werden, da nur so ein verlässlicher 5 Minuten-Takt gewährleistet werden kann. Für den Umstieg stehen zwei Übergänge zur Verfügung, die Umsteigezeit beträgt drei bis fünf Minuten.
Die Linie U4 endet weiterhin tagsüber an der Haltestelle Burgstraße. In Tagesrandzeiten, in denen die U2 nur alle 10 Minuten verkehrt, fahren die Züge aus der / in die HafenCity zwischen Jungfernstieg und Horner Rennbahn aus technischen Gründen als U2. Auf den Linienwechsel am Jungfernstieg wird auf den Zugzielanzeigern und in den Zügen aber entsprechend hingewiesen – ein Umstieg ist bei diesen Fahrten nicht nötig, auch wenn die Fahrplanauskünfte einen solchen anzeigen.
Im Wochenendnachtverkehr werden die Züge der Linie U2 aber bereits wieder umsteigefrei durchgebunden. Mangels Weichenverbindung von der neuen Haltestelle ins stadteinwärtige Bestandsgleis wird zwischen Legienstraße und Rauhes Haus im südlichen (eigentlich stadtauswärts führenden) Streckengleis gefahren.
Rundgang: Bereich Rennbahnstraße
Nachdem der Eröffnungszug mitsamt der überwiegenden Anzahl an Gästen wieder wegfuhr, blieb genug Gelegenheit, die neue Haltestelle etwas genauer anzusehen.
Bemerkenswert sind gleich drei Dinge in puncto Fahrgastinformation: Die Wegeleitung verweist bereits auf die U4 Richtung Horner Geest statt Billstedt und auf den Stationsschildern steht die U4 vor der U2… Für dynamische Zugzielanzeigen auf dem Bahnsteig hat es bislang nicht gereicht – hier müssen Schilder bis mindestens Jahresende reichen. Dann sollen neue Geräte aufgehängt werden, die später auch netzweit die nunmehr bald 30 Jahre alten LED-Geräte ablösen sollen. Während der Brückenbauarbeiten in Wandsbek-Gartenstadt wurden eigens Monitore aufgestellt, um alle paar Wochen auf sich ändernde Betriebszustände hinzuweisen – diese Chance wurde hier verpasst. In Wochenendnächten fahren alle Züge aus der neuen Haltestelle – doch am Bahnsteig selbst sind hierauf keine Hinweise zu finden, von vereinzelten QR-Codes zu Abfahrtszeiten abgesehen…
Die Bilder dieser und der folgenden Galerien lassen sich per Klick in der Vollbildansicht öffnen.
Rundgang: Bereich Washingtonallee
Der östliche Zugang führt vor das örtliche Einkaufszentrum und besitzt ebenfalls einen Aufzug – dieser ist auch bereits in Betrieb.
Rundgang: Baufeld Horner Freiheit
Die „Narben“ im Stadtteil verheilen nun langsam, die Wiederherstellung der Oberflächen ist im vollen Gange. Die folgenden Bilder zeigen den tagesaktuellen Fortschritt am alten westlichen Bahnhofszugang an der Horner Freiheit. Der Bypasstunnel und dessen Anschluss entstand hier in offener Bauweise.
Rundgang: Baufeld Ring 2
Hohe Priorität genoss die Aufrechterhaltung des Verkehrs auf dem Ring 2, unter der die neue Haltestelle gebaut werden musste. Um den Verkehrsfluss nicht zu stören, wurde die Tunnelhaltestelle in einzelnen Abschnitten gebaut und der Verkehr entsprechend mittels Hilfsbrücken darüber geführt. Hiervon ist nichts mehr zu erkennen, die alte Verkehrsführung ist weitgehend wiederhergestellt.
Rundgang: Baufeld Kreuzungsbauwerk / Meurerweg
Östlich der Haltestelle Horner Rennbahn laufen noch die eigentlichen Bauarbeiten. Der Meurerweg wird derzeit wiederhergestellt. Weiter östlich sind bereits Fortschritte am Kreuzungsbauwerk zu erkennen.
Weitere Bilder der anderen U4-Baustellen folgen in einem gesonderten Beitrag in den nächsten Tagen.