Am Sonntagvormittag stellte die HADAG auf einer ihrer neuen Hybridfähren ihre Neuerungen bei der Fahrgastinformation vor. im Projekt „DEIN Hafen“ (kurz für „Dynamisches Echtzeit-Informationssystem für den Hafen“) werden Anleger und Schiffe mit Informationsdisplays ausgerüstet, die verkehrsmittelübergreifend Anschlüsse anzeigen können. Die HADAG investiert rund 2 Millionen Euro, etwas mehr als die Hälfte stammt vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BDMV). Die HADAG betreibt 8 Linien mit 18 Anlegern und befördert bei rund 700 Abfahrten täglich im Jahr gut 10 Millionen Fahrgäste.
Vom Reißbrett in die Realität
Die Planungen für DEIN Hafen begannen Mitte 2021. Die HADAG begab sich auf eine Software-as-a-Service-Lösung (SaaS) mit einem State of the Art-User Interface. Das neue System sollte hardwareunabhängig, auf der Elbe funktionieren und für kleine Firmen bedienbar sein – die HADAG beschäftigt nur einen einzigen ITler… Schließlich musste auch sichergestellt werden, dass das System den bestehenden Auskunftssystemen (z.B. hvv switch-App, DB Navigator und Google Maps) Daten zuliefern kann.
Letztlich wurde die HADAG im Bussektor fündig, der am ehesten mit dem Fährbetrieb vergleichbar ist. Da bisher auf Papier und in Excel gearbeitet wurde, musste sich zunächst in die entsprechenden Anwendungen für Busbetriebe eingearbeitet werden.
2022 begann der Rollout der neuen Technik, der nicht wie ursprünglich geplant 2024 abgeschlossen werden konnte. Aufgrund regulatorischer Herausforderungen konnten noch nicht alle Anleger mit Infodisplays ausgestattet werden. Auch fehlen noch eine Hand voll Schiffe. Für die Umrüstung werden circa zwei bis drei Wochen pro Schiff benötigt.
Die neue Technik an Bord
Das Ergebnis heute: Beim Kapitän wird auf der Brücke ein Samsung-Tablet betrieben, das als Bindeglied zwischen dem Schiff, den dort vorhandenen Anzeigen und den Datendrehscheiben fungiert. Über das Tablet, das seine Daten über das LTE- oder 5G-Netz bezieht, wird das Fahrgastinformationssystem an Bord versorgt – also die neuen Monitore, aber auch die Zielanzeigen außen. Über das geräteeigene, aber auch schiffseigene GPS-System werden die Positionsdaten verarbeitet.


Der Kapitän bekommt auf seinem Tablet den weiteren Fahrtverlauf mitsamt der geplanten Ablegezeiten und Verspätungsprognosen angezeigt. Da ein Schiff auch einen Anleger auslassen können muss, kann der Kapitän über sein Tablet auch Halte manuell entfernen/überspringen. Die Fahrgäste bekommen auf – je nach Schiffstyp – drei bis vier Doppeldisplays neben allgemeinen Informationen die nächsten Halte sowie Anschlüsse ins Bus- und Bahnnetz angezeigt. Das Design ist bereits aus den HOCHBAHN-Bussen bekannt („One face to the customer“) und wurde nur farblich an das HADAG-Grün angepasst.
Vor Ankunft wird der nächste Anleger über ein Text-to-Speech-System angesagt. Hierbei werden die Anschlusslinien passend angesagt – also immer nur dann, wenn sie auch in nächster Zeit verkehren. Das klingt bisher etwas abgehackt… Die Ansagen erfolgen wie gewohnt zweisprachig auf deutsch und englisch. Dadurch kann das System jederzeit auf geänderte Linienbezeichnungen reagieren.
Perspektivisch sollen die Standortdaten auch in der hvv switch-App angezeigt werden. Dies soll etwa ab Herbst 2025 möglich sein. Auch soll künftig eine Auslastungsanzeige eingeführt werden, sowohl mobil als auch auf den Anlegern…:
Die neue Technik an den Anlegern
Auch die neuen Displays an den Anlegern verfügen über eine 5G-Anbindung. Am Anleger Fischmarkt wurde Ende 2023 die erste neue Infotafel aufgestellt. Es handelt sich hierbei um 55 bis 75 Zoll große UHD-Monitore, die diversen (auch regulatorischen) Anforderungen entsprechen mussten. Bis zur ersten Erlaubnis hätte es anderthalb Jahre Diskussionen mit der Hafenbehörde HPA gegeben… Auch diese Anlagen sind mit Text-to-Speech-Modulen ausgerüstet, die die nächsten Fahrten ausgeben. Neben den Anschlussverbindungen im ÖPNV sind auf den Tafeln auch Angebote aus der Shared Mobility enthalten: Die nächstgelegenen Autos, Fahrräder und eScooter verschiedener Anbieter werden angezeigt. Daneben sind auch Wetter- und Tideinformationen auf den Anzeigen vorhanden. Die Anzeiger sind ebenfalls zweisprachig ausgeführt und wechseln zwischen einer deutschen und englischen Ansicht.
Das Backend stammt vom Münchener Startup Mobility Signage. Aus der HADAG-Zentrale können alle Displays über einen What you see is what you get-Editor angesteuert werden, auch um z.B. ganze Anzeigebereiche gezielt an einem Anleger zu entfernen, oder einzelne Buslinien aus der Auskunft zu entfernen. Auch hier entsteht bei Änderungen der Anschlusslinien kein Handlungsbedarf für die HADAG.
Als Test hat die HADAG außerdem zwei 32 Zoll große solarbetriebene ePaper-Anzeigen installiert, eine davon an der Bushaltestelle am Anleger Finkenwerder. Er zeigt groß die nächsten vier Busabfahrten an, darunter die in der Nähe befindlichen Schiffsabfahrten. Sie sind theoretisch mit Knöpfen zum Umschalten von Inhalten, Text-to-Speech und Batterien für einen zwei Jahre langen unabhängigen Betrieb ausstattbar.


Eindrücke von den neuen Hybridfähren
Für die Livedemo setzte die HADAG heute eine ihrer beiden neuen Hybridfähren ein, die dritte Fähre soll im Juli getauft und in Betrieb genommen werden. Während des Technical Visits wurde die Fähre im Batteriemodus betrieben. Die Fahrt ging einmal entlang der Linie 62 von den Landungsbrücken nach Finkenwerder und zurück.


Die neuen Hybridfähren bieten Platz für 250 Personen. Die vom Typ 2000 („Bügeleisen“) bekannte Vollverglasung ist Geschichte, nicht zuletzt aus Sicherheitsgründen.

Im Batteriemodus ist die neue Fähre sehr ruhig – gerade beim An- und Ablegen kein Vergleich zur Bestandsflotte.


DT5 Online berichtet vom UITP Summit 2025
Vom 15. bis 18. Juni 2025 richtet Hamburg den UITP Summit, den weltweit wichtigsten Mobilitätskongress für den ÖPNV, aus.
Alle Meldungen und Berichte vom UITP Summit finden Sie hier.