„Es ist kompliziert“ – Neues Betriebskonzept bei der S2

Seit dem 1. August ist das Gleis zwischen Holstenstraße und Altona gesperrt, sodass die S2 seitdem im sogenannten Ringverkehr von Aumühle kommend über Jungfernstieg – Altona – Dammtor zurück nach Aumühle fährt. Mit Ende der Sommerferien kehrt der 5 Minuten-Takt zurück und es wird kompliziert: Nun gibt es zwei in der Innenstadt verschiedene Linienwege – je nach Tageszeit. Die Fahrgastinformation dazu: Ausbaufähig.

Risse am Bauwerk entdeckt

Die Deutsche Bahn hielt sich bislang ziemlich bedeckt und sprach nur von „umfangreicheren Untersuchungen und Instandhaltungsmaßnahmen“ – durch eine Schriftliche Kleine Anfrage des Abgeordneten Stephan Jersch (LINKE) ist klar: Es wurden Risse und Korrosionserscheinungen sowie Mängel am Einpressmörtel festgestellt.

In den kommenden Wochen sollen nun umfangreiche bauwerksdiagnostische Untersuchungen stattfinden. Die Ergebnisse hiervon werden für komplexe statische Berechnungen benötigt, aus denen das weitere Vorgehen abgeleitet werden soll. Das beauftragte Ingenieursbüro plant, die Berechnung bis Ende 2025 abzuschließen. Anschließend könne ein weiterer Terminplan vorgelegt werden, aus dem sich eine Wiederaufnahme des Regelbetriebs ergeben wird. Laut Bahnangaben werde der Betrieb erst nach Behebung der Schäden wieder aufgenommen werden können.

Das aktuelle Betriebskonzept im Überblick

Wie auch bisher verkehrt die Linie S2 seit dem 4. September tagsüber im Ringverkehr von Aumühle über Jungfernstieg – Altona – Dammtor nach Aumühle. Fahrgäste mit dem Ziel Dammtor, Sternschanze oder Holstenstraße müssen am Hauptbahnhof in die Linie S5 umsteigen.

In den Hauptverkehrszeiten fahren (nur) die Züge des 5 Minuten-Taktes auf dem S2-Regelweg zwischen Bergedorf und Holstenstraße und fahren dann ohne Halt in Altona weiter bis Diebsteich. Fahrgäste mit dem Ziel Altona können am Diebsteich in die Linie S3 umsteigen, oder gleich auf den nächsten „Altonaer Zug“ warten.

Im Nachtverkehr fährt die S2 auf ihrem normalen Linienweg zwischen Aumühle und Altona über Dammtor. Das ist möglich, da nur das Streckengleis von Holstenstraße nach Altona von der Sperrung betroffen ist. Die Züge nach Altona fahren dann in Sternschanze und Holstenstraße vom gegenüberliegenden Gleis ab.

Informationsaushang der S-Bahn Hamburg für den Zeitraum bis zum 29. September 2025 – Quelle: S-Bahn Hamburg

Außerdem kommt es auf der gesamten Linie S2 zu Fahrzeitverschiebungen um 2 Minuten, um Trassenkonflikte im Innenstadtbereich zu lösen. Die geänderten Fahrzeiten und Laufwege sind in den elektronischen Auskunftsmedien eingepflegt.

Fahrgastinformation ausbaufähig

Nach den aktuellen Haltestellenaushängen (siehe oben) ist das aktuelle Betriebskonzept nur bis Ende September 2025 geplant. Ein Datum, wann der Regelbetrieb wieder aufgenommen werden kann, will die Deutsche Bahn aufgrund der noch laufenden Untersuchungen verständlicherweise nicht mitteilen. Offen bleibt, weshalb dann überhaupt Gültigkeitszeiträume auf Fahrplanaushänge geschrieben werden.

Nach den Antworten des Hamburger Senats auf die Schriftliche Kleine Anfrage handelt es sich um eine Spannbetonbrücke – mehrere von ihnen mussten in den letzten Monaten vorsichtshalber abgerissen werden, oder stürzten ein. Selbst im Falle einer Sanierungsmöglichkeit dürfte so schnell nicht mit einer Rückkehr zum Regelfahrplan zu rechnen sein…

Trotz dieser Umstände sind auf den Bahnsteigen oft keine zusätzlichen Informationen zu den geänderten Laufwegen enthalten. Diebsteich steht auf keinem S2-Linienband – ebensowenig die Strecke über Jungfernstieg. Während die HOCHBAHN bei nur wenigen Wochen andauernden Sperrungen ihre Linienbänder mit entsprechenden Hinweisen überklebt, bildet die gedruckte Fahrgastinformation der S-Bahn nur den Soll-Zustand ab – selbst auf dynamischen Informationstafeln wie am Hauptbahnhof oder Jungfernstieg.

Keine Hinweise auf den abweichenden Streckenverlauf oder Zugziele jenseits des Regelwegs
Auf den Zugzielanzeigern gibt es einen Warnhinweis
Auch auf diesem Linienband findet man weder Jungfernstieg noch Diebsteich
Am Bahnsteig gibt es nur inmitten veralteter Aushänge einen, der bis Ende September reicht

Eine Sprecherin der S-Bahn Hamburg erklärt das aktuelle Fahrgastinformationskonzept wie folgt:

„Ähnlich wie bei der S1 mit Ziel Hamburg Airport oder Poppenbüttel wird an jedem Zug der S2 der Zielbahnhof Altona oder Diebsteich angezeigt. Auch die Zugzielanzeiger an den Bahnsteigen informieren über das Ziel der S-Bahn und über die Zwischenstationen entlang des Laufweges. Zudem wird vor der Station Hauptbahnhof über die akustische Fahrgastinformation am Zug der Fahrtweg „über Dammtor“ oder „über Jungfernstieg“  angesagt.“

Weiße Info-Balken auf den Zugzielanzeigern sucht man bei den umgeleiteten Zügen vergeblich – nur ein Blick auf das „Kleingedruckte“ verrät dies. Immerhin: Jedenfalls am Jungfernstieg klebt der oben gezeigte Informationsaushang auch auf dem Linienband der Züge Richtung Altona.

„Die S-Bahn Hamburg setzt alles daran, damit die Fahrgäste gut informiert an den gewünschten Zielort gelangen.“

Screenshot der aktuellen Meldung in der hvv App

Die Informationen zum Betriebskonzept findet man derzeit nur auf der Startseite der S-Bahn Hamburg, aber nicht unter den Fahrplanänderungen. Ebenso verweist die Meldung in der hvv App bloß auf die Website, anstatt das Betriebskonzept selbst zu nennen. Und auch hier wird der falsche Anschein erweckt, die Maßnahme würde zum 1. Oktober bereits enden…

Man darf gespannt sein, ob bei der zu erwartenden Langfristigkeit der Gleissperrung noch Nachbesserungen hin zu einer einfacheren Kommunikation erfolgen… Wie wäre es mit einer Baustellenlinie? S21 dürften die Züge schließlich recht einfach wieder anzeigen können.