Zwei Abschiede an einem Tag: Am heutigen Sonntag enden gleich zwei Kapitel im norddeutschen Bahnverkehr: Die traditionsreiche Kurswagenverbindung nach Dagebüll mit Anschluss an die Fähren nach Föhr und Amrum und der Einsatz der dänischen „Gumminasen“ von und nach Hamburg. Durch die Umstellung auf Talgo 230-Züge auf den Linien nach Kopenhagen und Westerland (Sylt) werden bis kommenden Sommer die Intercity 1-Züge schrittweise in den Ruhestand gehen.
Letztmals Kurswagen nach Dagebüll
Nach fast genau einem Jahrhundert besteht heute letztmals eine umsteigefreie Verbindung aus Hamburg über Niebüll nach Dagebüll. Der Kurswagenverkehr wird mit Ende des diesjährigen Sommerfahrplans eingestellt. Ausgewählte Intercity-Züge – etwa aus Hamburg, Köln oder Berlin – nach Westerland (Sylt) gaben bis heute zwei Wagen ab, die an einen Zug der neg nach Dagebüll angekuppelt wurden. So bot sich ein bequemer Anschluss nach Föhr und Amrum.
Im nächsten Jahr wird der Syltverkehr auf die neuen ICE L-Züge (Talgo 230) umgestellt, die mit allen Wagen bis Westerland (Sylt) fahren. Ein früher erwogenes Flügelkonzept mit zwei Talgo-„Halbzügen“ wurde von der DB zugunsten durchgängig begehbarer Züge verworfen. Bis dahin werden die Intercity 1-Wagen noch auf der Marschbahn zu sehen sein.




Damit die Fahrgäste nach Dagebüll, Föhr und Amrum künftig nicht in Niebüll vom DB-Bahnhof bei Wind und Wetter zu Fuß zum neg-Bahnhof gehen müssen (bzw. umgekehrt) werden saisonal bis zu vier Zugpaare der neg von und bis zum DB-Bahnhof Niebüll verkehren, um Anschluss von bzw. zu den ICE-Zügen herzustellen. Zum Einsatz sollen hier dann VT 628/629-Doppeltraktionen kommen. Diese erhalten für den im Dezember beginnenden neuen Verkehrsvertrag derzeit nach und nach das blaue NAH.SH-Design.
Nach Ende der Generalsanierung der Strecke Hamburg – Berlin nimmt die erste zum ICE hochgestufte Verbindung mit ICE L-Zügen den Verkehr auf. Die übrigen Verbindungen nach Köln, Frankfurt (Main) und Oberstdorf sollen im Juli 2026 von IC1 auf ICE L umgestellt werden.
Letzte Fahrt der Gumminase von Hamburg
Nicht nur in Nordfriesland endet heute eine Ära – auch in Hamburg verabschiedet sich eine (stilistisch nicht unumstrittene) Eisenbahn-Ikone: Ehe morgen die ersten beiden Talgo 230-Züge der DSB in Einsatz gehen, verkehrt heute letztmals das ohnehin nur saisonal verkehrende Zugpaar EC 1197/1190 von Kopenhagen nach Hamburg und zurück mit zwei „Gumminasen“ (DSB MF).
Die dänischen Dieselzüge kamen seit Mai 1993 auf Verbindungen nach Hamburg zum Einsatz, im Sommer 2023 nahmen die Einsätze bereits deutlich ab. Bedingt durch Umstellung auf lokbespannte Züge mit deutschen Intercity 1-Wagen blieben nur einzelne Zugpaare oder Einsätze als Ersatzzug übrig. Bis zur Inbetriebnahme aller acht Talgo 230-Züge der ersten Bestellung der DSB werden sowohl Talgo- als auch IC1-Züge zwischen Hamburg und Kopenhagen verkehren.




Als letztes deutsches Einsatzgebiet für die Gumminasen verbleibt damit die Intercity-Linie Flensburg – Padborg – Fredericia. Aber auch hier zeichnet sich ein Einsatzende ab. Ab Dezember 2027 wird der RE 7 über Flensburg hinaus bis ins dänische Tinglev verlängert, wo dann Anschluss an die Züge nach Sønderborg und Fredericia bestehen wird.
Mit der Inbetriebnahme der Talgo 230-Züge wird die EC-Linie nach Kopenhagen ab Fahrplanwechsel am 14. Dezember in die höherpreisige Zuggattung ECE (Eurocity-Express) hochgestuft. Bis dahin werden die Talgo 230-Züge schrittweise in Betrieb gehen und die IC1-Züge ablösen. Ab morgen werden zwei Zugpaare mit Talgo 230-Zügen gefahren. Den DSB-Talgo 230 stellte DT5 Online im Juni nach seiner öffentlichen Präsentation im dänischen Fredericia genauer vor.
