Senat beschließt Änderungen im Schnellbahnbau

Der Senat hat heute Änderungen im Schnellbahnbau beschlossen. Die Schienenanbindung des Osdorfer Borns und Lurup soll künftig mit einer über die Arenen verlängerten Linie U5 und nicht wie bisher geplant mit der Linie S6 erfolgen. Die Linie S6 soll demnach nur bis zur Station Science City realisiert werden. Damit gehe nicht nur eine Kostensenkung, sondern auch eine Beschleunigung der Anbindung Osdorfs und Lurups um 10 Jahre einher.

Erstmals kann der Senat einen Realisierungszeitraum für den zweiten Versuch der Anbindung Osdorfs und Lurup nennen: Die verlängerte U5 soll ihren neuen Endpunkt „um 2040“ erreichen. Die S-Bahnlinie S6 hätte diesen Punkt wohl erst „um 2050“ erreicht. Auch das kommunizierte die Bahn offenbar erstmals.

Dazu kommt, dass die S6 trotz ihrer Optimierungen weiterhin aufgrund eines schlechten Kosten-Nutzen-Faktors keine Aussicht auf eine Bundesförderung habe. Eine U-Bahn sei aufgrund der kürzeren Haltestellenbauwerke und kleineren Tunnel – und in diesem Fall auch wegen der kürzeren zu bauenden Tunnelstrecke günstiger. Damit sei auch eine Bundesförderung von bis zu 75% über das Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (GVFG) wahrscheinlich.

Statt über die Science City Bahrenfeld sollen die Halte in Lurup und am Osdorfer Born künftig also mit der U5 über die Arenen und den S-Bahnhof Stellingen an das Schnellbahnnetz angebunden werden. An den geplanten Stationen ändert sich nichts – nur daran, wie diese angebunden werden sollen.

Mehr Kapazität, bessere Taktung und bessere Anschlüsse

Der Senat rechnete außerdem vor, dass die U5 deutlich mehr Kapazität mit sich bringt, als eine S6: Die U5 kann bis zu 27.000 Fahrgäste pro Stunde bewegen, die S6 hingegen nur 5.628 Personen stündlich. Das liegt daran, dass die Linie S6 nicht häufiger als alle 10 Minuten verkehren könne. Außerdem habe die U5 eine bessere Netzwirkung, was folgende Grafik zeigt:

Insgesamt würden sich auch die Reisezeiten für Fahrgäste aus Osdorf und Lurup verkürzen, hier sollen insgesamt erstmals rund 18.000 Menschen an das Hamburger Schnellbahnsystem angebunden werden. Außerdem sei die U5 das bessere Verkehrsmittel, da sie auf eigener Infrastruktur verkehrt – während die S-Bahn mit dem überlasteten Hauptbahnhof ein sensibles Bottleneck besitzt.

Kein Start bei Null

Verkehrssenator Anjes Tjarks (GRÜNE) betonte bei der Vorstellung der Pläne, dass dies kein völliger Neustart bei den Planungen sei. Zwischen 2016 und 2019 wurden beide Varianten bereits verglichen und auf ihre Machbarkeit untersucht, wobei beide Projekte seinerzeit in Frage gekommen waren. Für die U5 kämen nun ca. 4-5 Kilometer zusätzliche Strecke hinzu. Der Planungsauftrag solle noch heute an die HOCHBAHN erteilt werden.

Planungsbeschleunigung für die S6 erwartet

Durch die Verkürzung der Strecke erwarte die Verkehrsbehörde außerdem eine Beschleunigung sowohl bei der Planung als auch bei der Umsetzung – schließlich sei das Ziel, im Falle der erfolgreichen Olympia-Bewerbung für das Jahr 2040 auch das olympische Dorf in Bahrenfeld mit der S-Bahn zu erreichen.

Die Planungen der S6 standen bisher unter keinem guten Stern. Ein Erschütterungsgutachten ergab, dass eine S-Bahn unter der Luruper Chaussee mit der Forschung am DESY unvereinbar sei, und die Trasse daher verlegt werden muss. Durch die Umplanungen verlängerte sich die Strecke und eine Station entfiel. Den Befürchtungen, die S6 werde durch die Unsicherheiten beim Verbindungsbahnentlastungstunnel ausgebremst, schritt Tjarks jedoch entgegen: Die S6-Planungen sehen derzeit noch sowohl eine Anbindung an die S-Bahnstation Holstenstraße oder den Verbindungsbahnentlastungstunnel am Kaltenkircher Platz vor. Die Variantenentscheidung sei noch nicht gefallen, und noch sei es nicht so weit, dass sich entschieden werden müsse.

Offen bleibt, wie sich die Verkürzung der Strecke auf den Kosten-Nutzen-Faktor auswirken wird – nicht nur die Baukosten sinken, sondern auch die Zahl potenzieller Nutzerinnen und Nutzer. Zuletzt hieß es, die Planungen (der „langen S6“) sollen bis zum Jahr 2030 abgeschlossen werden. Ob man es damit überhaupt pünktlich bis zu Olympischen Sommerspielen im Jahr 2040 bis zur Trabrennbahn Bahrenfeld schaffen würde – ebenso offen. Zuletzt glänzten Infrastrukturprojekte der DB nicht mit Pünktlichkeit.

Derzeit suche die Deutsche Bahn nach einem Generalplaner für das Projekt S6. In diesem Stadium sei die heute vorgestellte Änderung noch vergleichsweise einfach möglich, ohne zu viel Planung unrealisiert in Schubladen verschwinden zu lassen.

Noch keine Kostenschätzung

Wie schon bei der U5 konnte bzw. wollte der Senat heute keine Kostenschätzung abgeben. Man wolle auch hier auf eine vertiefte Planung zurückgreifen, um belastbare Zahlen nennen zu können. Durch die kleineren Bauwerke und kürzeren Tunnelstrecken dürften sich die Gesamtkosten für U5 und S6 aber insgesamt verringern. „Es werde nicht billiger, nur weniger teuer“ fasste Verkehrssenator Tjarks zusammen.

Quelle Grafiken: Landespressekonferenz vom 23.09.2025, Behörde für Verkehr und Mobilitätswende