U-Bahn100: „Moving Block“-Betrieb vorgeführt

Heute feierte die HOCHBAHN an ihrem Testgleis zwischen Farmsen und Berne einen neuen Meilenstein: Erstmals durfte die Presse einen Blick auf den „Moving Block“-Betrieb im Rahmen des Automatisierungsprojekts „U-Bahn100“ werfen. Dabei handelte es sich um die erste öffentliche Moving Block-(Test)Fahrt in Deutschland. Mit Fahrgästen soll der halbautomatische Betrieb Ende 2026 auf der U4 zwischen Jungfernstieg und Elbbrücken starten.

Im Rahmen des Projekts U-Bahn100 werden sowohl die DT5-Fahrzeuge, als auch die Strecken mit CBTC-Technik von Siemens (kurz für Communication-Based Train Control, Technik: Siemens Trainguard MT) ausgerüstet. Damit soll eine Zugfolge von künftig 100 Sekunden, also 6 Zügen pro 10 Minuten, möglich werden.

Probefahrt auf dem Testgleis

Das folgende Video zeigt eine Probefahrt auf dem Testgleis zwischen Berne und Farmsen.

Wie funktioniert der Moving Block-Betrieb?

Die HOCHBAHN erklärt das Fahren im „Moving Block“ in folgenden Video:

Mit dem neuen Zugsicherungssystem CBTC kommunizieren die Züge miteinander und jeder Zug sendet permanent seine genaue Position und die Geschwindigkeit an das zentrale Leitsystem. Hierfür befinden sich Balisen im Gleis, auf freier Strecke etwa alle 250 bis 300 Meter, und im Bahnsteigbereich ungefähr alle 25 Meter. Dazwischen errechnet sich der Zug seine Position über die bestehende Wegstreckenmessung.

Abhängig von der Geschwindigkeit unterscheidet sich auch der Sicherheitsabstand zwischen den Zügen. Wie im Erklärfilm dargestellt beträgt dieser bei 70 km/h 320 Meter, bei 40 km/h nur noch 120 Meter. Während der Live-Demo heute wurde bei Schrittempo ein Abstand von nur noch 30 Meter erreicht.

Mit der Moving Block-Technik erhofft sich die HOCHBAHN außerdem eine Energieeinsparung: Bei engen Zugfolgen müssen Züge heute oft vor halt zeigenden Signalen anhalten und verbrauchen beim Anfahren viel Energie. Da fest definierte Blöcke wegfallen, soll der Betrieb damit insgesamt flüssiger laufen.

Ab Ende 2026 im Fahrgastbetrieb

Die Probefahrten finden derzeit noch ohne Fahrgäste auf dem Versuchsgleis zwischen Farmsen und Berne statt. Seit gut einem Jahr wird die Strecke zwischen Elbbrücken und Jungfernstieg mit der CBTC-Technik, also Balisen und Access Points für die Kommunikation zwischen Fahrzeug und Stellwerk, ausgerüstet. Hier seien die Arbeiten bereits zu gut 80 Prozent abgeschlossen. Ab kommendem Frühjahr soll dort der Probebetrieb starten. Ab dem vierten Quartal 2026 sollen dann erstmals Fahrgastzüge auf der Linie U4 halbautomatisch fahren.

Für die Inbetriebnahme hat die HOCHBAHN drei Phasen vorgesehen. Ende 2027 soll der Abschnitt Christuskirche – Horner Rennbahn und Horner Rennbahn – Horner Geest folgen. Auf der U4-Neubaustrecke im Nordosten wird nicht auf die konventionelle Zugsicherungstechnik mit Lichtsignalen verzichtet – einerseits als Rückfallebene, andererseits für nicht hochgerüstete Züge wie Museumszüge, die derzeit noch eingesetzten DT4 oder Arbeitszüge mit ihren Akkuloks. Zwei Jahre später folgt der restliche Abschnitt der U2 zwischen Horner Rennbahn und Mümmelmannsberg, der auch den Betriebshof Billstedt beinhaltet, der zwischen den Haltestellen Legienstraße und Billstedt liegt.

Der Rest des Netzes soll zunächst noch nicht mit CBTC ausgerüstet werden, da die dortigen Zugfolgezeiten noch mit der Bestandstechnik realisierbar seien. Zur Kapazitätssteigerung der Linie U3 befindet sich die Verlängerung von Bahnsteigen von 80 auf 120 Meter in Planung, um dort künftig längere Züge einsetzen zu können. Diese Maßnahme werde bis in die 2030er-Jahre dauern. Bereits hiermit ließe sich die Kapazität um 50 Prozent erhöhen.

Alle zwei Wochen zwei neue umgerüstete Fahrzeuge

Die DT5-Fahrzeuge werden beim Hersteller Alstom in Salzgitter mit der CBTC-Technik von Siemens ausgerüstet, alle zwei Wochen kommen zwei hochgerüstete Fahrzeuge zurück nach Hamburg. Von den 163 DT5-Fahrzeugen sind inzwischen 44 Fahrzeuge hochgerüstet worden.

Nach der Rückkehr nach Hamburg wird die CBTC-Technik auf dem Testgleis erprobt und abgenommen, ehe die zunächst dauerhaft deaktiviert wird, damit der Zug zurück in den Fahrgasteinsatz gehen kann. Neben der Ausrüstung von Fahrzeugen und Strecke müssen auch die ca. 650 Zugfahrerinnen und Zugfahrer auf die neue Technik geschult werden.

Die älteren Fahrzeuge vom Typ DT4 werden nicht mit der CBTC-Technik ausgerüstet, ebenso werden die Akkuloks der Arbeitszüge zunächst nicht ausgerüstet. Die neuen DT6-Fahrzeuge, die in wenigen Jahren in Betrieb gehen sollen, werden ab Werk für den halbautomatischen Betrieb im Bestandsnetz bzw. vollautomatischen Betrieb auf der U5 ausgerüstet sein.

In das Projekt U-Bahn100 investiert die HOCHBAHN bis 2029 rund 200 Millionen Euro. Die HOCHBAHN strebt dabei noch eine Bundesförderung nach dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (GVFG) an.