Hamburger S-Bahn-Netz vor großem Umbruch?

Zur Erhöhung der Pünktlichkeit und der Zuverlässigkeit der Hamburger S-Bahn wollen die Regierungsfraktionen SPD und GRÜNE das S-Bahn-Netz auf den Prüfstand stellen. Kommt ein großer Umbruch?

Am kommenden Mittwoch berät die Hamburgische Bürgerschaft über einen Antrag der beiden Regierungsfraktionen. In den nächsten Jahren sollen mit der S4 nach Bad Oldesloe und einer dritten Linie nach Harburg zu den heute verkehrenden sechs Linien zwei weitere dazukommen, sowie zusätzlich die neuen Streckenäste nach Osdorf (in Planung) und Kaltenkirchen (planfestgestellt). Im Acht-Linien-Konzept würden die beiden Stammstrecken dann im 150-Sekunden-Takt befahren werden.

Doch geht das mit dem heutigen Linienkonzept?

Im vergangenen Jahr erreichte die S-Bahn Hamburg zwar das Pünktlichkeitsziel des hvv von 94%, doch gibt es bereits heute einige destabilisierende Faktoren. Dazu zählt etwa der Flügelbetrieb der Linie S1 zwischen Ohlsdorf und Hamburg Airport/Poppenbüttel sowie das Stärken und Schwächen der Züge in Neugraben und Elbgaustraße, damit auf dem Hamburger Abschnitt der S3 Langzüge verkehren können. Dazu kommen die Zugkreuzungen am Hamburger Hauptbahnhof oder der Richtungswechsel der S11 in Altona.

Im Rahmen des Hamburg-Taktes sollen künftig die Linien S2 und S11 ganztags verkehren, die dichten Zugfolgen bestünden dann nicht mehr nur in den Hauptverkehrszeiten. So ist es wenig verwunderlich, dass das aktuelle Linienkonzept der 1980er-Jahre auf den Prüfstand gestellt werden soll.

Was soll nun geprüft werden?

Der Senat solle mit der S-Bahn Hamburg, dem hvv sowie den Aufgabenträgern im Umland daher im Falle eines (erwartbaren) Beschlusses die Linienführungen sowie Fahr- und Haltezeiten überprüfen, um das Liniennetz fit für die Zukunft zu machen. Dabei solle sich an folgenden Zielen orientiert werden: Höhere Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit, kürzere Reisezeiten, klare und intuitive Linienführungen. Der Bürgerschaft solle bis Jahresende berichtet werden – mit einer Umsetzung vor 2023 ist daher nicht zu rechnen.

Gedankenspiel: Ein mögliches Szenario?

Was könnte dies also konkret bedeuten? Hierzu ein paar Gedankenspiele, welche Änderungen möglicherweise bevorstehen könnten:

LinienDenkbare Änderungen
S1 / S11– Führung der bisherigen S11-Fahrten als S1 über Jungfernstieg, um das Kopfmachen in Altona einzusparen. Zum Ausgleich müsste allerdings eine andere Linie aus dem Citytunnel auf die Verbindungsbahn verlegt werden.
– Wechselweise Bedienung der beiden S1-Außenäste zum Hamburg Airport und nach Poppenbüttel analog der U1 in den Walddörfern, um auf das Flügeln verzichten zu können. Damit steigt zwar die Kapazität zum Flughafen, im Gegenzug sinkt aber das Angebot nach Poppenbüttel in der HVZ.
S21 / S3– Verknüpfung des künftigen Kaltenkirchener Linienastes mit der S-Bahn nach Stade, um neben der S4 nur eine statt zwei Linien mit Mehrsystemzügen zu fahren.
S3 / S31– Entfall des Verstärkens und Schwächens der S3 in Neugraben und Elbgaustraße.
– Ersatzweise Einsatz von Langzügen auf der S31.

Bei dieser Auflistung handelt es sich um denkbare Ansätze, die den Zielsetzungen gerecht werden sollen. Was davon tatsächlich umsetzbar ist, werden die anzustoßenden Untersuchungen zeigen.