Auf der InnoTrans in Berlin wurde vom 20. bis 23. September 2022 nicht nur der neue Stadler FLIRT Akku präsentiert, sondern auch noch einmal der Hamburger Ideenzug 474 051.
Der Hamburger IdeenZug umfasst streng genommen nur den Mittelwagen 874 051, der im vergangenen Jahr in Neumünster für den ITS-Weltkongress umgebaut wurde. Vor dem für in Kürze geplanten Start im Fahrgastbetrieb wurden noch einmal kleine Änderungen im Innenraum vorgenommen.
Blick aus dem Wagen 474 051 in den Mittelwagen 874 051. Bei genauer Betrachtung fällt auf, dass der umgebaute Wagen andere Sitzbezüge besitzt. Beschränkten sich diese im vergangenen Herbst noch auf den innovativ umgebauten Mehrzweckbereich, sind nun auch die übrigen Sitze im Mittelwagen mit dem neuen Bezug ausgestattet worden.
Die neuen Bezüge fallen dadurch auf, dass sie nicht mehr das DB Regio-typische Karomuster tragen und eine etwas weniger glatte Oberfläche besitzen. Auffällig ist außerdem, dass die Mülleimer entfernt wurden. Um im für Anfang Oktober angekündigten Start im Fahrgastbetrieb Feedback sammeln zu können sind Werbeaufkleber mit QR-Codes auf die Fenster geklebt worden.
Das umgestaltete Mehrzweckabteil wurde keiner weiteren Überarbeitung unterzogen. Die Klappsitze wurden durch einen Arbeitsbereich mit drei Sitzen und USB-Ladebuchsen sowie zwei kleinen Mehrzweckbereichen ersetzt. Diese beiden kleinen Mehrzweckbereiche befinden sich direkt neben den Türen und bieten Stehplätze für Gruppen oder Stellplätze für Rollstühle, Kinderwagen und Ähnliches. Die Sitze im Arbeitsbereich haben keine eigenen Fußstützen, bei einer Körpergröße von 1,80 Meter lässt sich aber der Kasten der Heizung unter dem Tisch bequem als Fußablage nutzen.
Auf der rechten Seite fallen die Sitzbänke mit verkürzten Rückenlehnen ins Auge. Es sei ein Kundenwunsch gewesen, keine 2er-Sitzbänke mehr zu verbauen, sondern eine „durchgängige“ Sitzbank. Hier wurde besonders an übergewichtige Fahrgäste gedacht, für die ein einzelner Sitz nicht ausreicht, oder dieser nicht bequem nutzbar ist. Durch die kürzere Rückenlehne kann ein zweiter Fahrgast mit mehr Abstand als bislang Platz nehmen, indem er sich schräg hinsetzt. Auch reicht der Platz z.B. für Kinder oder schlanke Fahrgäste zum Sitzen aus. Natürlich freuen sich auch ein Rucksack oder eine Tasche über diesen zusätzlichen Platz… Alternativ können auch drei Kinder bequem nebeneinander auf der Sitzbank Platz nehmen.
Im Ideenzug sind gleich drei neue Fahrgastinformationselemente eingebaut worden. In einzelne Fenster wurden zum Beispiel dünne Monitore zwischen die innere und die äußere Scheibe eingelassen, auf der die nächsten Stationen mit Anschlusslinien, Hinweis zur Barrierefreiheit und erwarteter Ankunftszeit aufgeführt werden.
In den Türbereichen sind statt aufgeklebter Schnellbahnpläne nun 40 Zoll-Monitore eingelassen worden, die wechselnde Informationen anzeigen. Vor Erreichen der nächsten Station werden zusätzlich die nächsten Anschlussmöglichkeiten angezeigt. Perspektivisch soll es möglich sein, auf den Monitoren Informationen zu bevorstehenden Baustellen oder ad hoc auch zu Betriebsstörungen mit Umfahrungsmöglichkeiten anzuzeigen – quasi eine Live-Map.
Auch über der Tür wurden aufgeklebte Informationen durch digitale ersetzt. Auch hier wird die nächste Station angezeigt, auf die eingeschränkte Fahrradmitnahme oder die Position des Arbeitsbereichs hingewiesen. Vor Ankunft an der Station wechseln die Anzeigen auf diese türscharfe Navigation, sodass der Fahrgast bereits vor Ankunft weiß, in welche Richtung er die Station verlassen sollte.
All diese Neuerungen sind im weiß beklebten Triebzug 474 051 zu finden – allerdings nur im nochmal etwas anders beklebten Mittelwagen. Laut Medienberichten soll der Zug bereits in Kürze auf der Linie S2 zum Einsatz kommen. Dort verkehrt bereits seit dem 29. August ein Vollzug mit ETCS- und ATO-Ausrüstung. Auch der Ideenzug und sein „Werbezwilling“ 474 048 besitzen diese – nicht jeder weiße Zug besitzt also diesen speziellen Probeumbau.