Gestern gab die HOCHBAHN auf ihrer Jahrespressekonferenz ihre Zahlen für das Jahr 2024 bekannt und blickte auf das laufende Jahr 2025. Neben einem Fahrgastrekord und Rekordeinnahmen im Jahr 2024 stehen nun Rekordinvestitionen und eine Fortschreibung der E-Bus-Strategie auf dem Plan.
Aktuelles vom Netzausbau
Das Projekt U4 Horner Geest befinde sich im Kosten- und Zeitplan [Anm.: Im um ein Jahr gestreckten Zeitplan…]. Das Kreuzungsbauwerk Horner Rennbahn wurde im Frühjahr fertiggestellt und die Linien U2 und U4 können wieder ohne Einschränkungen durchfahren. Anfang Juli soll das Richtfest für die erste neue Haltestelle gefeiert werden.
Auch am anderen Linienende gibt es Fortschritte zu vermelden: Die U4 zum Moldauhafen nimmt den nächsten wichtigen Schritt: Noch im Juli soll der Antrag auf Planfeststellung gestellt werden. Bei einem idealen Ablauf könne der Bau bereits im Jahr 2027 starten. Der Haltestellenname war ein Ergebnis einer Bürgerbeteiligung.
Im Rahmen des Neubaus der Linie U5 wurde Anfang des Jahres der neue Bahnsteig an der Sengelmannstraße in Betrieb genommen, der Abriss des bisher genutzten Bahnsteigs ist derzeit im Gange. Kürzlich wurde die Gestaltung für die Haltestelle Hauptbahnhof Nord vorgestellt. Parallel soll noch diesen Monat der Baustart an der fünften U5-Haltestelle beginnen – gemeint ist die Haltestelle Steilshoop. Hier liefen seit vergangenem Jahr bereits bauvorbereitende Maßnahmen.
Was sonst noch passierte…
Zum Fahrplanwechsel im Dezember 2024 wurde die neue Expressbuslinie X27 von Bergedorf nach Poppenbüttel in Betrieb genommen. Bereits nach einem halben Jahr ließe sich eine positive Bilanz ziehen: Bis Ende April habe die Linie bereits 610.000 Fahrgäste befördert – werktäglich etwa 5.000 – Tendenz steigend. Im Mai wurden die Betriebszeiten ausgeweitet: Seitdem verkehrt von 4 bis 24 Uhr alle 20 Minuten ein Expressbus. Perspektivisch erwartet die HOCHBAHN rund 3 Millionen Fahrgäste jährlich.
Nach personalbedingten Ausfällen bei der HADAG sei das Tief überwunden: Nach zwei Jahren gelang die Stabilisierung des Betriebs. Die Anzahl an Mitarbeitern im Fahrdienst stieg vom Tiefstwert 64 nun auf wieder über 88 plus 20 Auszubildende. Teil der Stabilisierungsmaßnahmen ist auch die Ruhendstellung der Linie HBEL. Im Jahr 2025 wurden dafür zwei neue Direktverbindungen eingeführt: Landungsbrücken – Finkenwerder und Finkenwerder – Blankenese (Wochenendbetrieb). Im Juli soll die dritte und letzte Hybridfähre getauft und in Betrieb genommen werden. In den nächsten Jahren stünden weitere Beschaffungen auf dem Plan.
Die Welt zu Gast in Hamburg
Der Ausblick begann auf dem am Sonntag beginnenden UITP-Weltkongress in Hamburg. Vom 15. bis 18. Juni werden 10.000 Fachbesucher aus dem Nahverkehrssektor erwartet. Neben der HOCHBAHN werden auch S-Bahn und hvv mit eigenen Ständen vertreten sein. Damit findet nach dem ITS-Kongress im Herbst 2021 nun die zweite große Veranstaltung dieser Art in Hamburg statt – mit entsprechender Strahlkraft: Hamburg soll als Vorreiter wahrgenommen werden und auch als Modellregion für Bundesprojekte „herhalten“ können.
Unter anderem werden autonome Shuttles für die letzte Meile vom Hersteller HOLON präsentiert (Projektname ALIKE). Für diese entsteht derzeit in der Nähe der U-Bahnhaltestelle Hamburger Straße ein erster Betriebshof. Ende 2026 sollen 10 bis 20 autonom fahrende Shuttle in Hamburg Realität sein.
Am morgigen Samstag findet am Jungfernstieg ein Mobility Festival für die interessierte Öffentlichkeit statt, wo ein solches HOLON-Fahrzeug ausgestellt werden soll. Die HOCHBAHN hatte sich zusammen mit dem Ridesharing-Dienst MOIA um die Ausrichtung des UITP-Kongresses in den Jahren 2025 und 2027 beworben. Parallel findet die VDV-Jahreskonferenz vom 17. bis 19. Juni statt, auf der ein Whitepaper zu autonomen Shuttles vorgestellt werden soll.
Rekordzahlen bei der HOCHBAHN
Die „Corona-Delle“ in den Fahrgastzahlen ist ausgebügelt: Im Jahr 2024 konnte die HOCHBAHN ihr Rekordergebnis von 2019 übertreffen. 551 Millionen Fahrgäste wurden gezählt, ein Plus von 4,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr (2023: 527 Mio. nach neuer Rechnung). Die HOCHBAHN weist ab sofort „höhere“ Fahrgastzahlen als bisher aus – in Absprache mit dem Verkehrsverbund. Nun werden einheitlich alle Einstiege als Fahrgast gezählt. Bisher wurden Umstiege innerhalb eines Geschäftsbereichs (U-Bahn / Bus) versucht herauszurechnen. So sollen die Zahlen unter den Unternehmen vergleichbarer werden.
Ein deutliches Umsatzplus bescherte die Einführung des kostenlosen Schüler-Deutschlandtickets: Hierfür übernimmt die Stadt Hamburg die Kosten und generiert entsprechende Einnahmen. Deshalb stieg der Umsatz um 14 Prozent auf 669,6 Millionen Euro (2023: 587,7 Mio.).
Der Jahresfehlbetrag konnte stabil gehalten werden. Dieser betrug 286,6 Millionen Euro (2023: 295,0 Mio.), was einem Kostendeckungsgrad von ca. 73 Prozent entspreche. Noch vor gut einem Jahrzehnt hatte dieser über 20 Prozentpunkte höher gelegen, was aber u.a. auch an aufgegebenen Beteiligungen liegt, mit der sich die HOCHBAHN was dazuverdienen konnte. 2019 hatte der Jahresfehlbetrag noch 68,8 Millionen Euro betragen.
2024 konnten 70 Prozent der avisierten Investitionen umgesetzt werden – dieser Wert entspreche den Vorjahren. Das bedeute aber keinesfalls, dass 3 von 10 Projekten nicht realisiert wurden: Oft handle es sich bloß um Verschiebungen ins Folgejahr – so z.B. bei den Elektrobussen: Daimler Busses konnte nicht so viele Busse wie geplant an die HOCHBAHN ausliefern. Diese Investitionen fallen daher stattdessen 2025 an. Die Investitionen belaufen sich demnach auf 1,3 Milliarden Euro in 2025.
1,3 Milliarden Euro für Investitionen in 2025
Diese 1,3 Milliarden Euro verteilen sich überwiegend auf Großprojekte:
Für die Linie U5 sollen in diesem Jahr 464 Millionen Euro ausgegeben werden, der Bau des ersten Abschnitts läuft bereits. Wie oben erwähnt beginnen die Arbeiten nun auch an der Haltestelle Steilshoop.
Im Projekt U-Bahn100 sollen dieses Jahr 45 Millionen Euro ausgegeben werden. Die HOCHBAHN digitalisiert den Betrieb der Linien U2 und U4 zwischen Christuskirche/Elbbrücken und Mümmelmannsberg/Horner Geest. Auf dem gemeinsamen Abschnitt zwischen Jungfernstieg und Horner Rennbahn soll damit ein 100 Sekunden-Takt technisch möglich werden. Im letzten Jahr begann die Ausrüstung der Strecke sowie der Einbau der neuen Zugsicherungstechnik in die DT5-Fahrzeuge. 38 von 163 Fahrzeugen sind bereits für den halbautomatischen Betrieb beim Hersteller ALSTOM in Salzgitter hochgerüstet worden.
Außerdem sollen für die neue U-Bahn-Generation vom Typ DT6, für den ALSTOM im vergangenen Jahr den Zuschlag erhielt, 322,1 Millionen Euro ausgegeben werden. Der DT6 soll auf der Linie U5 vollautomatisch Fahren (bis zu 120 Fahrzeuge), aber auch im Bestandsnetz eingesetzt werden können (bis zu 254 Fahrzeuge).
Für Betriebshöfe sind Investitionen in Höhe von 152,4 Millionen Euro eingeplant. Aktuell entsteht der erste komplett emissionsfreie Busbetriebshof in Meiendorf. Parallel werden die Busbetriebshöfe Langenfelde, Hummelsbüttel und Wandsbek elektrifiziert. Am Rübenkamp entsteht ein technischer Betriebshof.
Der letzte große Investitionsposten sind die Elektrobusse: Dieses Jahr sollen rund 132,8 Millionen Euro für Neufahrzeuge ausgegeben werden. Aktuell seien 377 der rund 1.100 Busse emissionsfrei, was einem Anteil von 34 Prozent entspreche. Bis zum Jahresende soll die Zahl auf 425 E-Busse bzw. 40 Prozent steigen.
Fortschreibung der E-Bus-Strategie
Seit 2020 bestellt die HOCHBAHN ausschließlich lokal emissionsfreie Busse. Der erste serienreife eCitaro von Daimler Busses (seinerzeit EvoBus) wurde 2018 an die HOCHBAHN ausgeliefert. Mit Ende 2024 567 emissionsfreien Bussen bei HOCHBAHN und vhh.mobility nehme Hamburg eine Spitzenstellung ein: Erst mit weitem Abstand folgen Köln (247 E-Busse), Berlin (227 E-Busse), Wiesbaden (120 E-Busse) und Frankfurt/Main (93 E-Busse).
Dieses Jahr soll noch einmal kräftig investiert werden, auch wenn die Kosten für E-Busse entgegen der Erwartungen nicht gesunken seien und sie immer noch 2,5 bis 3 mal so teuer sind wie konventionelle Dieselbusse. Ende des Monats laufe außerdem die Bundesförderung aus: Der Bund übernahm die Hälfte der Mehrkosten für E-Mobilität. Noch bis Jahresende ausgelieferte Fahrzeuge kommen in den Genuss dieser Förderung – die Zukunft weiter offen.
Um die finanziellen Belastungen im Rahmen zu halten, hat die HOCHBAHN ihre E-Bus-Strategie fortgeschrieben und ein Maßnahmenpaket geschnürt:
- Auch wenn andere Städte bereits wieder Dieselbusse bestellen, wird die HOCHBAHN weiter nur emissionsfreie Busse anschaffen.
- Die Bestandsfahrzeuge würden jedoch je nach Fahrzeugtyp erst ein bis drei Jahre später ausgemustert. Hiermit reagiere man auf die deutlich längere Haltbarkeit der Fahrzeuge: Künftig sollen Busse bis zu 15 Jahre lang eingesetzt werden.
- Die noch in Betrieb befindlichen Dieselbusse sollen zwischen 2026 und 2029 als Übergangslösung auf HVO (Hydrotreated Vegetable Oils, kurz und sehr bildlich gesprochen: „Frittenfett“) umgerüstet werden. Die HOCHBAHN betonte hierbei, nur zertifiziertes HVO einzukaufen, also solches, das ein reales Abfallprodukt der Wirtschaft ist und aus Europa stammt.
- Die HOCHBAHN führt mit der Industrie außerdem Gespräche für elektrische 21-Meter-Großraumgelenkbusse. Diese werden derzeit auf dem europäischen Markt nicht angeboten. Die HOCHBAHN setzt derzeit 93 CapaCity L-Fahrzeuge ein, die zwischen 2015 und 2019 ausgeliefert wurden. Sie sind u.a. auf den Linien 5, 6, 13 und 172 im Einsatz.
Das Ziel, bis 2030 nur noch mit Elektrobussen zu fahren, wird daher nicht eingehalten werden können. Gleichzeitig müssen Überlegungen für eine strategische Reserve angestellt werden: Auch bei Blackouts oder Angriffen jedweder Art muss die HOCHBAHN die Evakuierung der Bevölkerung übernehmen können – das gehe nicht mit einer reinen Batteriebusflotte. Wasserstoff könnte hier eine Lösung sein – eine Festlegung gibt es jedoch noch nicht.
Anmerkung: Die hier skizzierte Strategie umfasst nicht Subunternehmer wie Umbrella oder Elite, die seit einigen Jahren im Auftrag der HOCHBAHN auf bestimmten Linien fahren.
Schrittweise Umsetzung der „Auskunft 2.0“
Ein weiteres Thema der HOCHBAHN ist die schrittweise Umsetzung der „Auskunft 2.0“: Darunter werden Maßnahmen gebündelt, die in die Bereiche Echtzeit, Störungsinformation und Auslastungsanzeige fallen.
Bereits seit letztem Jahr sind die Echtzeitpositionen der Busse in der hvv switch-App in Verbindungsauskünften einsehbar. Im Laufe des Jahres sollen auch U- und S-Bahnen sowie die HADAG-Fähren folgen.
Im Bereich Störungskommunikation sollen 2025/26 die Push-Benachrichtigungen präsenter eingebunden werden. Ab 2026 soll außerdem – so der Nutzer das möchte – die Störungskommunikation über Geolokalisierung personalisierbar werden.
Während die S-Bahn bereits seit 2023 mit DB Lightgate die Auslastung ihrer Züge misst und schrittweise auf die Bahnsteiganzeigen brachte, möchte auch die HOCHBAHN nun folgen. In einem ersten Schritt werden ab Ende 2025 die Zugziel- und Busanzeigen gegen neue ausgetauscht. Funkwerk hat die ersten U-Bahnanzeiger bereits geliefert – sie hängen in der Haltestelle Horner Rennbahn. Parallel soll auch die Auslastung der U- und S-Bahnen und Busse in der App angezeigt werden.
Nach einem erfolgreichen Test von DB Lightgate an der Haltestelle Kellinghusenstraße wird die HOCHBAHN für die U-Bahn auf eine andere Datenquelle setzen: Die Auslastung soll über das Wagengewicht ermittelt werden. Die DT5 erhalten die hierfür nötige Technik gerade bei der Hochrüstung für den halbautomatischen Betrieb, da das Fahrprofil gewichtsabhängig ist. Die Busse sollen mit automatischen Fahrgastzählsystemen ausgerüstet werden.
Parallel läuft die Entwicklung einer einheitlichen Mobilitäts-App für Hamburg und Berlin, die nach Berichten von Nahverkehr Hamburg (€) „MAX“ heißen soll. Hinter den Kulissen soll es hierüber Unstimmigkeiten geben. Möglicherweise wird ein Arbeitsstand kommende Woche auf dem UITP-Kongress gezeigt. Die App soll Kosten senken, die Entwicklungsgeschwindigkeit erhöhen und einen Mehrwert für die Nutzer bieten. So sollen z.B. auch für Hamburger Nutzer einfach die Shared Mobility-Angebote von Jelbi (Berlin) nutzbar werden.
HOCHBAHN-Wache wird weiter aufgestockt
Die HOCHBAHN ergreift weiterhin Maßnahmen zur Erhöhung der subjektiven Sicherheit. Bereits heute werde mit den Behörden und der S-Bahn ein gemeinsames Lagebild erstellt und Schwerpunkte identifiziert. Die Sicherheitssparte der HOCHBAHN-Wache werde dieses Jahr um 40 weitere Kräfte aufgestockt. Außerdem will die HOCHBAHN mit dem Einsatz von Bodycams beginnen. Parallel läuft dieses Jahr ein KI-Pilotprojekt zur schnelleren Erkennung sicherheitskritischer Ereignisse und Verkürzung von Reaktionszeiten – darüber solle nächstes Jahr berichtet werden.
Kontinuität im Vorstand
Schließlich gab die HOCHBAHN auch bekannt, bereits vorzeitig den Vertrag mit ihrer Finanzvorständin Merle Schmidt-Brunn zu verlängern. Ihr seit 2023 laufender Vertrag wird bis 2030 verlängert. Nun lege sie aber zunächst eine dreimonatige Mutterschutzpause ein.