Für den ITS-Kongress vom 11. bis 15. Oktober hier in der Hansestadt hat die S-Bahn gleich fünf ihrer Triebzüge hergerichtet: 472 061 (Sensors4Rail), 474 046/047/048 (ETCS, ATO) und 474 051 (ETCS, ATO, Innovationszug). Wir fassen zusammen, was die fünf Züge von der Bestandsflotte unterscheidet.
Hinweis: Diese Beobachtungen wurden bei der Anlieferung der Fahrzeuge oder vom Bahnsteig bei Vorbeifahrten im Probebetrieb ohne Fahrgäste gemacht. Sie können unvollständig oder nur vorläufiger Natur sein, und von der beim ITS-Kongress gezeigten Ausstattung abweichen!
474 046 – 048, 051: Automatisierter Zugbetrieb
Schon einige Zeit zurück liegt die Ausstattung der Triebzüge 4046, 4047, 4048 und 4051 mit ETCS und ATO durch Siemens. Auf der Strecke zwischen Berliner Tor und Aumühle fahren die Züge dank „ATO“ („Automatic Train Operation“) automatisch, d.h. sie beschleunigen und bremsen selbstständig, der Triebfahrzeugführer überwacht nur noch Technik und Fahrgastwechsel und startet die Fahrt. Die Türen der vier Probezüge können zentral geöffnet werden und schließen dezentral – dank Lichtschranke – ein Novum für die Baureihe 474. In Bergedorf sollen die Züge fahrerlos über die Kehranlage wenden können.
Als Grundlage kommt das neue europäische Zugsicherungssystem ETCS („European Train Control System“, Level 2) zum Einsatz, die nötigen Streckenausrüstungen wurden im August 2020 abgenommen, seitdem werden die vier Triebzüge erprobt, zuletzt sogar tagsüber. Die Lichtsignale werden – sofern sich ein ETCS-geführter Zug annähert – dunkel geschaltet, da der Zug anzeigegeführt fährt – alles nötige sieht der Triebfahrzeugführer auf einem Bildschirm im Führerstand.
474 051: Der Innovationszug
Einer der vier ETCS-Züge der Baureihe 474 erhielt in im Sommer einen Probeumbau im Mittelwagen. Dabei handelt es sich um den Mittelwagen 874 051. Der Umbau scheint sich auf den Bereich des Mehrzweckabteils zu beschränken. Die dortigen Sitzgruppen haben neue Stoffbezüge erhalten, die Rückenlehne reicht nicht mehr über die ganze Breite.
Die Klappsitze wurden ausgebaut, hier sind zwei türnahe Abstellplätze für Rollstuhlfahrer oder Kinderwagen sowie mittig ein Arbeitsabteil in Form eines Tisches am Fenster geschaffen worden. Vor ihm sind Lehnen angebracht, an die man sich stellen kann.
Fraglich ist, wie der praktische Nutzen am Ende ist: Bei der oft kurzen Reisezeit (verglichen mit einem Regional- oder Fernzug) dürfte sich dieser in Grenzen halten. Außerdem: Wie sieht ein solches Abteil wohl nach einer langen Wochenend-Partynacht aus?
Ob insbesondere Änderungen im Fahrgastinformationssystem analog des Anfang Juli vorgestellten „IdeenzugCity“ (externer Link) vorgenommen wurden, ist unklar. Im futuristischen Konzept sind für die S-Bahn Hamburg neue Elemente wie Live-Störungskarten oder die Anzeige von Folgehaltestellen mit der voraussichtlichen Ankunftszeit angedeutet worden.
Wie eingangs erwähnt ist der Zug mit dem neuen Zugsicherungssystem ETCS und ATO (Automatic Train Operation) für die ITS-Teststrecke Berliner Tor – Aumühle ausgerüstet.
472 061: Sensors4Rail
Der Sensors4Rail-Probezug kehrte im August zurück aus Neumünster. Die technischen Umbauten am Zug beschrieben wir >> bereits im Dezember <<, als das Projekt erstmals vorgestellt wurde. Verkürzt gesagt: Mittels eingebauter Sensortechnik soll der Zug sich orten, aber auch Hindernisse erkennen können. Diese Technik soll den Weg für das ETCS-Level 3 ebnen.
Damit der Probezug zum ITS-Kongress auch präsentiert werden kann, wurde der Innenraum speziell hergerichtet. Es fielen bei der Anlieferung neue, recht helle Sitzbezüge auf. Die Windfangscheiben an den Türräumen wurden mit Folien beklebt, u.A. mit dem Motto „Die Zukunft der Schiene…“. Die Haltestangen sind nun rot. Im Mittelwagen scheinen Stehtische eingebaut worden zu sein.
Äußerlich zeigt sich der Probezug – von den Umbauten abgesehen – unverändert, seit wenigen Wochen scheint eine Neulackierung im Gange zu sein, erste Lüftungsgitter strahlen in neuem Weiß, der Zug zeigt sich … in etwas … gewöhnungsbedürftiger Optik in verkehrsrot mit weißem (statt grauem) Dach und diversen Ausbesserungen an den Seiten. Mal sehen, wie er fertig aussieht…
Noch drei Wochen bis zum Kongress
In ziemlich genau drei Wochen startet der ITS-Kongress in den Hamburger Messehallen. Vom 11. bis 15. Oktober werden diverse Projekte in der Stadt demonstriert. Neben den Projekten der S-Bahn (ETCS/ATO, Sensors4Rail, Innovationszug) ist u.A. auch die HOCHBAHN mit ihrem autonomen Kleinbusprojekt HEAT vertreten.