Heute vor zehn Jahren ging sie in Betrieb: Die neue U-Bahnlinie U4. Seitdem hat sich einiges getan: Die in Baugruben oder an Sandhügel gebauten Zugänge sind inzwischen Geschichte – Zeit für einen kleinen Rundgang zum runden Geburtstag von Hamburgs jüngster U-Bahnlinie.

Bahn frei für eine U-Bahn in die HafenCity

Der neue Stadtteil Hamburg-HafenCity sollte eine hochwertige Nahverkehrsanbindung erhalten. Am 7. Januar 2003 wurde die Bürgerschaft darüber informiert, dass die HafenCity per U-Bahn an das Schnellbahnnetz angeschlossen werden soll. Die ursprünglichen Pläne sahen eine Anbindung über die U3-Haltestelle Rathaus sowie eine Fortführung über Mundsburg und Barmbek nach Bramfeld vor. In der Folge wurden insgesamt 34 Varianten für die Linienführung des Südasts in die HafenCity untersucht.

Die Untersuchungen wurden Anfang 2005 abgeschlossen und kamen zum Ergebnis, dass die neue U-Bahn aus der Linie U2 am Jungfernstieg ausgefädelt werden sollte. Die Positionen der Haltestellen Überseequartier und HafenCity Universität (seinerzeit noch Lohsepark) blieben nahezu unverändert. Zeitgleich wurde die Anbindung Bramfelds mit der U-Bahn in dieser Form aufgegeben.

Ein Bau mit Hindernissen

Der Bauvertrag für das Vorhaben wurden vom Senat und der HOCHBAHN am 8. Juni 2007 unterzeichnet – der erste Spatenstich erfolgte wenig später am 23. August 2007. Im Jahr 2008 wurde mit den Bauarbeiten am Jungfernstieg begonnen, hierfür musste die Promenade gesperrt werden. Die Alsterschiffe legten in dieser Zeit an einem Provisorium an. Zwischen Jungfernstieg und Überseequartier kam die Tunnelbohrmaschine VERA („von der Elbe Richtung Alster“) zum Einsatz, das restliche Stück wurde in offener Bauweise gebaut.

Zur Herstellung der Anschlüsse an das Bestandsnetz, dem Abschluss des Linientauschs der Linien U2 und U3 am Berliner Tor sowie zur Inbetriebnahme des neuen elektronischen Stellwerks City Ost wurde die U2 von Anfang Januar bis Ende Juni 2009 vollgesperrt. VERA erreichte den Jungfernstieg nach einigen Verzögerungen erstmals am 13. Oktober 2009. Vom 6. Januar 2010 bis Januar 2011 entstand die zweite Tunnelröhre. Bereits im Sommer 2010 konnte der Innenausbau der Haltestellen erfolgen. Der Anschluss der Tunnelanlagen an den Bestand erfolgte am 28. Februar 2011, ein Jahr später konnte auch der Gleisanschluss hergestellt werden.

Der Probebetrieb der U4 begann am 4. November 2012. Die Züge fuhren zwischen Billstedt und Jungfernstieg mit Fahrgästen und fuhren dann in…

Hamburgs größte Kehranlage

Die Probezüge fuhren über die Neubaustrecke bis HafenCity Universität, von wo die Züge wieder zurückfuhren. Die Züge wendeten am Bahnsteig, da die heute vorhandene Abstellanlage erst Teil der U4-Verlängerung zu den Elbbrücken war.

Die symbolische Eröffnung erfolgte am 28. November 2012 im Beisein von Bürgermeister Olaf Scholz, dem HOCHBAHN-Vorstandsvorsitzenden Günter Elste und Staatssekretär des Bundesverkehrsministeriums Enak Ferlemann. Tags darauf um 10:08 Uhr startete dann völlig unspektakulär der erste Fahrgastzug in Billstedt, der mit Fahrgästen in die HafenCity fuhr.

Vom 9. Dezember 2012 an wurde die Haltestelle HafenCity Universität nur noch an Wochenenden tagsüber angefahren, da das Haltestellenumfeld schlichtweg nicht vorhanden war. Die Eröffnung sollte gemeinsam mit der Eröffnung der neuen namensgebenden HafenCity Universität erfolgen. Bis dahin wurden Fahrgäste nur bis zur Haltestelle Überseequartier mitgenommen. Mangels Wendemöglichkeit fuhren die Züge leer in den Endbahnhof HafenCity Universität – zu dem Zeitpunkt eben Hamburgs größte Kehranlage… Erst seit dem 10. August 2013 fahren alle Züge mit Fahrgästen weiter bis HafenCity Universität.

DT4-Kurzzug am Überseequartier, 29. November 2014
Zu besonderen Anlässen kommen auch längere Züge zum Einsatz, so z.B. 8 Wagen-DT4-Züge am 22. Juni 2014.

Zum Einsatz kamen zunächst nur 4 Wagen-Züge vom Typ DT4. Aufgrund steigender Fahrgastzahlen wurden im Herbst 2015 drei der sechs Fahrzeugumläufe auf längere 6 Wagen-Züge vom Typ DT5 umgestellt. Wiederum drei Jahre später im Herbst 2018 folgten die übrigen Umläufe kurz vor der Verlängerung der U4 bis zu den Elbbrücken.

Seit der Eröffnung im November 2012 verkehren die Züge der Linie U4 nur alle 10 Minuten. Davon gibt es aber in Abhängigkeit von der U2 auf dem gemeinsam befahrenen Abschnitt einzelne Ausnahmen, so folgen Züge der U4 morgens auch mal nach 7, spät abends nach 3 Minuten nacheinander…

Neubaustrecke mit Auflagen

Die Neubaustrecke der Linie U4 darf im Fahrgastbetrieb nur von Zügen des Typs DT4 oder DT5 befahren werden, da eine Sprinkleranlage vorausgesetzt wird. Doch verhindert dies nicht, dass auch ältere oder gar Museumsfahrzeuge den Weg in die HafenCity finden.

Fahrzeuge ohne Sprinkleranlage dürfen nur als Betriebsfahrt oder (vereinfacht gesagt) mit maximal 100 Fahrgästen in bis zu 4 Wagen die Neubaustrecke befahren. So konnten auch die DT2-Abschiedsfahrt am 27. November 2015 oder Charterfahrten in die HafenCity führen.

DT2-Abschiedsfahrt, 27. November 2015
TU-Wagen in der HafenCity, 1. Juli 2017

Die Haltestelle Überseequartier heute

Im Jahr 2020 hatte die Haltestelle Überseequartier montags bis freitags durchschnittlich 5.500 Fahrgäste täglich. 2012 noch inmitten einer Baugrube eröffnet, sind heute rege Bautätigkeiten im Umfeld für ein großes Einkaufszentrum in Gange. 10 Jahre nach der Eröffnung sieht es in und um die Haltestelle herum so aus (zum Vergrößern klicken):

Die Haltestelle HafenCity Universität heute

Die Haltestelle HafenCity Universität wurde im Jahr 2020 montags bis freitags durchschnittlich von 3.400 Fahrgästen täglich genutzt. Weitere 3.600 Fahrgäste benutzten den neuen Abschnitt von/nach Elbbrücken. Im November 2012 führten die Aufgänge noch in Sandberge, von denen längst nichts mehr zu sehen ist. Implenia baut derzeit am östlichen Ende einen zusätzlichen Ausgang, der die Fernbahngleise unterquert. Ein Blick in und um die Haltestelle herum (zum Vergrößern klicken):

Ausblick

Mit der 2018 eröffneten Haltestelle Elbbrücken hat die U4 ihren vorläufigen Endpunkt im Süden gefunden – eine Verlängerung zunächst in den Moldauhafen auf der anderen Seite der Elbe ist in Planung, genauso eine Weiterführung nach Wilhelmsburg. Im Osten entsteht von der Horner Rennbahn ausgehend ein eigenständiger U4-Ostast in die Horner Geest. Die Eröffnung ist für 2026 geplant. Zu diesem Zeitpunkt soll auch ein teilautomatischer Betrieb starten. Dieses Projekt namens „U-Bahn100“ wurde kürzlich von der HOCHBAHN vorgestellt.