Ein Jahr neues Liniennetz der S-Bahn: Eine Bilanz

Heute vor einem Jahr startete das neue Liniennetz bei der S-Bahn Hamburg, nun haben Verkehrssenator Anjes Tjarks (GRÜNE) und S-Bahn Hamburg Geschäftsführer Jan Schröder gemeinsam eine Bilanz gezogen.

Das neue Liniennetz wurde im vergangenen Dezember eingeführt, um das S-Bahn-Angebot zu verbessern und insbesondere den Betrieb zu stabilisieren, aber um die Komplexität zu verringern: Bisher passierten 72 Züge stündlich den Hauptbahnhof, wobei die Züge der Außenäste die beiden Stammstrecken durch die Innenstadt jeweils abwechselnd bedienten. So wirkte sich jede Störung sofort aufs gesamte Netz aus.

Das neue Liniennetz sei daher die Voraussetzung für das seit 2018 angelaufene Wachstum der S-Bahn Hamburg: Mit der Ablösung der Baureihe 472 durch die neue Baureihe 490 und Bestellung zusätzlicher Fahrzeuge für die neuen Strecken, die im Jahr 2018 begann wird die Fahrzeuganzahl bis 2027 von 164 auf dann 258 ansteigen (+57%). Gleichzeitig wächst die Infrastruktur: Das 147 Kilometer lange Netz wird durch die Vorhaben S4 (Bad Oldesloe) und S5 (Kaltenkirchen) bis 2029 um 36% von 147 auf 200 Kilometer wachsen. Mit dem neuen Liniennetz werden 96 Zugfahrten stündlich am Hamburger Hauptbahnhof möglich.

Diese Zuwächse werden begleitet von Maßnahmen im Bereich der Infrastruktur (Stromversorgung, Erneuerung der Stellwerkstechnik) sowie der Digitalisierung. Besonders im Fokus stehen hier der S1-Westast zwischen Othmarschen und Wedel, die S3/S5/S6 zwischen Hauptbahnhof und Neugraben sowie die S2 zwischen Berliner Tor und Bergedorf.

Die S-Bahnlinie S4 soll nach dem Ende der Streckensperrung Hamburg – Lübeck im Dezember 2027 auf einem ersten Abschnitt ihren Betrieb aufnehmen. Die nach Kaltenkirchen verlängerte Linie S5 folgt nach derzeitigen Plänen im Jahr 2028. Die neuen Verstärkerlinie S6 benötigt zur Einführung die Streckenausbauten im Hamburger Süden, auch sie soll Ende des Jahrzehnts rollen.

Besser Pünktlichkeitswerte trotz mehr Verkehr auf der Schiene

Mit dem neuen Liniennetz finden 23.000 Zugfahrten jährlich mehr statt, was einen Anstieg von 13,8 Millionen auf 14,2 Millionen Zugkilometern bedeute. Gleichzeitig stieg die Pünktlichkeit in den Monaten Januar bis November 2024 um 1,3 % von 94,6 % im Vorjahreszeitraum 2023 auf nun 95,9 %. Nach dieser Statistik seien Züge pünktlich, die nicht mehr als 2:59 Minuten verspätet sind (sogenannte 3 Minuten-Pünktlichkeit). Mit 95,9 % sei die S-Bahn in Hamburg so pünktlich wie seit dem Aufzeichnungsbeginn im Jahr 2011 nicht mehr. Übersetzt auf die Gesamtzahl der Zugfahrten handelt es sich damit um mehr als 400.000 pünktliche Zugfahrten mehr pro Jahr.

Die Linien S1 (Wedel – Airport / Poppenbüttel über Jungfernstieg) und S2 (Altona – Aumühle über Dammtor) profitieren von verbesserten Anschlüssen am Hauptbahnhof und in Altona. Anders als bisher fahren nun alle Züge die gleiche Strecke. Auf der Linie S3 (Pinneberg – Neugraben) kommen seit dem Fahrplanwechsel im vergangenen Jahr deutlich mehr Langzüge zum Einsatz: Fuhren im Jahr 2023 noch 15.000 Langzüge sind es in diesem Jahr 49.000 Langzüge. Das würde einen Zuwachs um 16 Millionen Plätzen aufs Jahr gerechnet bedeuten. Auch die Stader Züge der neuen Linie S5 (Stade – Elbgaustraße) profitierten: Durch den Entfall des Verstärkens bzw. Schwächen der Züge in Neugraben ist auch hier die Pünktlichkeit merklich angestiegen.

Auf dem Streckenabschnitt zwischen Neugraben und dem Hauptbahnhof konnte die Pünktlichkeit von 92,4% auf 95,2% verbessert werden – ein beträchtlicher Zuwachs von 2,8%.

Die Pünktlichkeitswerte im Überblick

Die folgenden Pünktlichkeitswerte lassen sich nur eingeschränkt vergleichen, da sich die Linienverläufe im Dezember 2023 verändert haben. Zum Vergleich sind die bei vielen anderen S-Bahnnetzen üblichen Daten der 6 Minuten-Pünktlichkeit angegeben, die Zahlen für den November 2024 sind noch nicht veröffentlicht worden.

Jan-Nov 2023
(3 Minuten)
Jan-Nov 2024
(3 Minuten)
Jan-Okt 2023
(6 Minuten)
Jan-Okt 2024
(6 Minuten)
Gesamtnetz94,6 %95,9 %98,2 %98,7 %
S196,1 %95,5 %98,6 %98,9 %
S1193,0 %entfällt97,8 %entfällt
S1 mit S11*
bzw. S1-Neu
94,5 %95,5 %98,2 %98,9 %
S293,8 %98,2 %97,9 %99,2 %
S2196,5 %entfällt98,6 %entfällt
S2 mit S21*
bzw. S2-Neu
95,1 %95,1%98,2 %99,2 %
S393,5 %94,9 %97,6 %98,1 %
S3192,4 %entfällt97,9 %entfällt
S5entfällt95,6 %entfällt98,5 %
S3 mit S31*
bzw. S3 mit S5*
93,0 %95,3 %97,7 %98,3 %
*bei der gemeinsamen Ausweisung der Linien sind die Pünktlichkeitswerte unabhängig von der Verkehrsleistung gemittelt. Datenquellen: hvv.de/monitor und Präsentation der S-Bahn Hamburg auf der Landespressekonferenz am 10.12.2024.

Auch die Zuverlässigkeit im S-Bahnnetz habe sich in absoluten Zahlen verbessert, aufgrund eines Unfalls am Hauptbahnhof im April 2024 schlägt sich dies jedoch nicht in der prozentualen Jahresbetrachtung nieder:

Zuverlässigkeit
Jan-Okt 2023
Zuverlässigkeit
Jan-Okt 2024
Gesamtnetz98,31 %97,99 %
S1 mit S11
bzw. S1-Neu
98,33 %97,88 %
S2 mit S21
bzw. S2-Neu
98,41 %98,18 %
S3 mit S31
bzw. S3-Neu
98,23 %98,18 %
S5entfällt97,76 %
S3 mit S5*entfällt97,97 %
*bei der gemeinsamen Ausweisung der Linien sind die Pünktlichkeitswerte unabhängig von der Verkehrsleistung gemittelt. Datenquelle: hvv.de/monitor

Quelle Titelbild: S-Bahn Hamburg – Quelle der Grafiken: S-Bahn Hamburg / Freie und Hansestadt Hamburg, Behörde für Verkehr und Mobilitätswende