Die Stadt Hamburg möchte die Option auf 64 weitere Fahrzeuge vom Typ ET 490 (DT5 Online berichtete) beim Hersteller Alstom, vormals Bombardier, einlösen. Diese werden für bevorstehende Neubauprojekte und Angebotsausweitungen benötigt.
Dabei handelt es sich konkret um die Projekte S4 (Altona – Bad Oldesloe, 35 Fahrzeuge), S21 bis Kaltenkirchen und S32 (dritte Linie nach Harburg, 19 Fahrzeuge). Die übrigen Fahrzeuge sollen für Angebotsausweitungen (Hamburg-Takt) genutzt werden. Alle 64 Züge sollen mehrsystemtauglich sein, d.h. ihren Strom sowohl aus der Stromschiene als auch aus der Oberleitung beziehen können.
Gegenüber den seit 2018 in Betrieb genommenen 82 Triebzügen der Baureihe 490 sind auch Änderungen geplant: Die zu bestellenden Züge sollen im Mittelwagen einen zusätzlichen Mehrzweckbereich bekommen, so wie aus den Redesign-Zügen der Baureihe 474 bekannt. Die Bestandsfahrzeuge sollen nachgerüstet werden.
Eine weitere Neuerung bei den nachbestellten ET 490 wird die Ausstattung mit Technik für digitalisierten S-Bahn-Betrieb: Die Fahrzeuge sollen ab Werk mit ETCS (European Train Control System) und ATO (Automatic Train Operation) ausgerüstet werden. Diese Technik wird gerade im Rahmen eines Projekts für den ITS-Verkehrskongress in vier Triebzügen der Baureihe 474 zwischen Berliner Tor und Aumühle erprobt. Dabei wird die Fahrt vollautomatisch durchgeführt, der Triebfahrzeugführer löst nur den Start des Fahrzeugs aus und ist ggf. für die Türsteuerung zuständig. Bei Bedarf kann er „von Hand“ fahren. Untersuchungen für eine Ausweitung aufs gesamte S-Bahn-Netz laufen bereits, eine Umsetzung hänge aber von hohen Förderungen seitens des Bundes ab.
Die Züge sollen bis Juni 2024 ausgeliefert werden und somit pünktlich für die Angebotsausweitungen bzw. neuen Strecken zur Verfügung stehen. Die S21-Verlängerung soll nach derzeitigem Stand im Dezember 2025 in Betrieb genommen werden. Die S4 wird etappenweise in Betrieb genommen, für zwei Jahre soll Rahlstedt zum Endbahnhof werden. Ab Dezember 2024 sollen die zusätzlichen Fahrzeuge teilweise auch auf der RB81 eingesetzt werden, als S-Bahn-Vorlaufbetrieb. Es werden genügend Fahrzeuge bestellt, um auf der Linie S4 Langzüge (3 Einheiten) einsetzen zu können.
Der Haushaltsausschuss der Stadt muss dem Projekt mit einem Gesamtvolumen von etwa 400 Millionen Euro noch zustimmen. Parallel beschäftigen sich die schleswig-holsteinischen Gremien damit, da die Projekte S4 und S21 länderübergreifend sind. Die Bestellung muss bis zum 31. Mai 2021 durch die S-Bahn Hamburg erfolgen.
Seit 2018 wurden bereits 82 Triebzüge der Baureihe 490 in Betrieb genommen, der Letzte erst vor wenigen Wochen. Sie werden hauptsächlich auf den Linien S2, S21, S3 und S31 eingesetzt. 31 von ihnen sind mehrsystemtauglich.
Nachtrag, 26. Juni 2021: Die S-Bahn Hamburg hat die Bestelloption ausgelöst, wie aus einer freiwilligen ex-ante-Vergabebekanntmachung im Amtsblatt der EU hervorgeht. Weitere Informationen hierzu in der Meldung vom 26. Juni 2021.
Titelbild: Zug der Baureihe 490 im Wechselstromabschnitt nach Stade