Ab Dezember im Planbetrieb: Die Digitale S-Bahn

Heute wurde im Beisein des Hamburger Bürgermeisters Peter Tschentscher (SPD), des DB-Vorstandsvorsitzenden Dr. Richard Lutz und Siemens-Vorstandsvorsitzenden Roland Busch der S-Bahn-Betrieb der Zukunft offiziell gestartet.

Im Rahmen des ITS-Kongresses wurde heute der neue digitale S-Bahn-Betrieb mittels ATO über ETCS vorgestellt. Vier Züge der Baureihe 474 wurden mit dem neuen europäischen ETCS-Zugsicherungssystem ausgestattet, auf dessen Grundlage ein automatischer Zugbetrieb realisiert wurde. Zum Einsatz kommt Technik der Firma Siemens.

Was heißt das im Alltag? Die digitalisierten Züge fahren zwischen Berliner Tor und Aumühle nicht mehr nach ortsfesten Signalen, sondern anzeigegeführt: Der Zug weiß immer, wie weit er noch fahren darf. Mit dieser Grundlage können die Züge dann ohne weitere Bedienhandlungen anfahren und bremsen – der Triebfahrzeugführer überwacht die Fahrt auf diesen Streckenabschnitten nur noch. In Bergedorf wird auch ohne Triebfahrzeugführer an Bord über die Abstellanlage gewendet.

Eine letzte Woche vorgestellte Studie ergab, dass sich damit die Streckenkapazität um 30% erhöhen lassen und der Stromverbrauch um 30% senken lassen kann. Folgeverspätungen könnten um bis zu 40% reduziert werden. Dementsprechend logisch ist die Konsequenz: Der nun ausgerüstete Streckenabschnitt ist nur der Anfang.

Noch in diesem Jahrzehnt soll das gesamte S-Bahnnetz „digitalisiert“ werden. Den Anfang beim flächendeckenden Rollout soll offenbar das Herzstück des Netzes machen: Die heutigen (S-Bahn-)Stellwerke Hauptbahnhof und Altona sollen zum neuen „DSTW City“ zusammengefasst werden. Damit würden sowohl die Verbindungsbahn als auch der Citytunnel im nächsten Schritt digitalisiert werden. Bis dahin werden aber natürlich auch noch zahlreiche Bestandsfahrzeuge umzurüsten sein, die Ausschreibung hierfür wurde noch nicht gestartet.

Am Donnerstag erhalten erstmals Hamburgerinnen und Hamburger die Möglichkeit, die digitale Schiene zu erleben – beim Public Day des ITS-Kongresses. Dort wartet der speziell hergerichtete Ideenzug auf die Besuchergruppe, welcher ebenfalls zu den vier digitalen Zügen gehört und an anderer Stelle näher vorgestellt werden wird. Wer diese Gelegenheit nicht nutzen kann, muss nur noch bis zum Fahrplanwechsel im Dezember 2021 warten: Ab dann sollen laut S-Bahn Hamburg die vier digitalen Züge in den regulären Fahrgastbetrieb auf die Linie S21 gehen.

Titelbild: ATO/ETCS-Vorführzug 474 048 / 474 051 bei seiner Generalprobe am Sonntagabend in Allermöhe.