Projekt Lightgate: Live-Anzeige der Zugauslastung bei der S-Bahn gestartet

Seit Dienstag können Fahrgäste am Berliner Tor kurz vor Einfahrt bereits sehen, wie voll der einfahrende Zug ist. Mit der sogenannten Lightgate-Technologie, einer Hamburger Entwicklung, wird das möglich.

Kurz vor der Einfahrt eines S-Bahn-Zuges zeigen die neuen Zuganzeiger am Bahnsteig abwechselnd den Zuglauf und die gemessene Auslastung des einfahrenden Zuges an. Wagen mit vielen freien Plätzen werden grün gekennzeichnet, gelb steht für eine mittlere Auslastung und rot für wenig Platz im Wagen.

Darstellung der Fahrzeugauslastung bei der S-Bahn Hamburg – Quelle: DB AG

„Die Auslastungsanzeige bietet gleich drei Vorteile: Unsere Fahrgäste finden viel einfacher einen freien Platz in der S-Bahn. Gleichzeitig beschleunigen wir den Ein- und Ausstieg und vermeiden so Verspätungen. Außerdem kann unsere Leitzentrale mit Hilfe der Live-Daten den Verkehr noch effektiver im Sinne der Fahrgäste steuern.“

Kay-Uwe Arnecke, Geschäftsführer der S-Bahn Hamburg

Bis Ende März 2023 sollen die Stationen Richtung Innenstadt auf der Linie S21 ab Aumühle sowie Hammerbrook, Jungfernstieg und die Verbindungsbahn über Dammtor mit der neuen Technik ausgerüstet werden. Dafür werde rund eine Million Euro investiert.

Doch wie funktioniert die Technik überhaupt? Mit der von der S-Bahn Hamburg entwickelten und patentierten Lightgate-Sensorik, einer Art Lichtschranke im Gleisbereich, werden die vorbeifahrenden Züge mit unsichtbarem Licht gescannt. Abhängig von der Anzahl der Personen im Zug werde der Lichtstrahl häufiger oder seltener unterbrochen. Die Genauigkeit liege bei über 90%. Die Technik könne unabhängig vom Zugtypen und der Infrastruktur eingesetzt werden.

„Wir wollen sie [die Digitalisierung des ÖPNV] bedarfsgerecht und sinnvoll genau dort einsetzen, wo sie einen echten Mehrwert für die Fahrgäste und das Fahrpersonal bringt. Mit der Live-Auslastungsanzeige schaffen wir ein attraktives Informationsangebot für alle Fahrgäste.“

Anjes Tjarks, Senator für Verkehr und Mobilitätswende (GRÜNE)

Die Live-Auslastungsanzeige soll auch andernorts eingeführt werden, so z.B. bei den S-Bahnen Stuttgart, Rhein-Main und Berlin. Neben der Anzeige am Bahnsteig soll die Auslastung auch künftig per App abrufbar sein. Je nach Fahrzeugtyp erfolge die Messung aber über verschiedene Ansätze. So würden auch Zählgeräte im Türbereich genutzt werden. In diesem Jahr sollen folgende Bereiche mit Live-Auslastungsanzeigen ausgerüstet werden:

  • S-Bahn Hamburg: S21, S31 bis März 2023 (siehe oben)
  • S-Bahn Stuttgart: S6, S60, S62
  • DB Regio Nord: RE 8, RE 80, RB 86 ab Februar 2023
  • S-Bahn Rhein-Main: Gesamtnetz ab April 2023
  • S-Bahn Berlin: Stadtbahn zwischen Jannowitzbrücke und Zoologischer Garten ab Mai 2023, weitere Strecken folgen

Die neue Technik ist sicher ein spannender Ansatz, doch bleibt nun zu untersuchen, ob die Fahrgäste diesen neuen Service auch wahrnehmen und nutzen. Die HOCHBAHN testete vor einigen Jahren an der Haltestelle Wandsbek Markt eine Platzampel, die mit LED-Streifen an der Decke die Auslastung der Wagen anzeigte. Hier hatte sich kein bemerkbarer Effekt gezeigt. Beim Livetest am Berliner Tor zeigte sich, dass die Auslastung erst weniger als eine Minute vor Einfahrt des Zuges angezeigt wird. Ob sich die Pendler davon überzeugen lassen, andere Wagen als die für sie optimalen zu nutzen?