AKN

Projekt S21/S5: Nun ist es offiziell: 3 Jahre Verzug

DT5 Online berichtete bereits vergangene Woche über mindestens anderthalb Jahre Bauverzug im Projekt S21/S5, der Elektrifizierung der AKN-Strecke zwischen Eidelstedt und Kaltenkirchen. Die AKN setzt noch einen drauf, und erwartet nun eine Bauzeitverlängerung von insgesamt drei Jahren – und damit eine Verdoppelung der gesamten Bauzeit.

Diese zusätzliche Verzögerung bringe das für den elektrischen S-Bahn-Betrieb nötige Umrichterwerk mit sich. Dabei handele es sich um die Hauptenergiequelle für die S-Bahnen. Aufgrund verlängerter Lieferzeiten sei die Fertigstellung laut Auskunft der AKN „nicht vor Mitte 2028 möglich“. Insbesondere die Covid 19-Pandemie und der Ukraine-Krieg hätten die Lieferketten beeinträchtigt. Außerdem müsste die Stellwerkstechnik aller fünf Stellwerke entlang der Strecke ausgetauscht werden. Die Integration der neuen Technik in den vorgesehenen Bauablauf sei nicht ohne eine erhebliche Zeitverzögerung möglich. Zu möglichen Mehrkosten aufgrund der erheblich längeren Bauzeit gibt es noch keine Informationen.

Zwei Erklärungen für die bislang fehlende Oberleitung

Die fehlende Oberleitung erklärt die AKN in ihrer heutigen Pressemeldung wie folgt:

„Für den Bau der Oberleitungen konnte in den Ausschreibungsverfahren aufgrund der aktuell herausfordernden Marktlage in der Baubranche kein Unternehmen gefunden werden, dazu kamen Lieferschwierigkeiten beim Material und Kapazitäten bei den Unternehmen. Folglich konnten in Bauphase 1 keine Oberleitungen gesetzt werden. Dadurch ergibt sich in der Bauphase 3 für den Bau der Oberleitungen eine erneute Sperrung für den Streckenabschnitt Burgwedel-Ellerau.“

Pressemeldung der AKN Eisenbahn GmbH vom 16.10.2023

Erst im Sommer erklärte die AKN auf Nachfrage gegenüber Nahverkehr Hamburg, dass aufgrund einer Optimierung der Standorte der Oberleitungsmasten eben jene noch nicht gebaut werden konnten. Die Baufreigabe hierfür würde noch mehrere Monate Zeit in Anspruch nehmen. Man darf sich fragen: Was denn nun?

Neuer Projektplan schon im November

Die aktualisierte Gesamtprojektplanung werde im November durch den Lenkungskreis mit allen beteiligten Akteuren abgestimmt und verabschiedet. Der Baubetriebskalender der AKN verriet bereits erste Eckpunkte: Die aktuelle Sperrung zwischen Eidelstedt und Burgwedel bleibt bis zum 2. September 2024 bestehen, anschließend wird die A1 zwischen Burgwedel und Ellerau bis zum 5. September 2025 gesperrt. Weitere Sperrpausen für den Oberleitungsbau sind gemäß einer aktuellen Bauausschreibung: Quickborn – Ulzburg Süd vom 28. Juli 2025 bis 12. Dezember 2025 und Ulzburg Süd – Kaltenkirchen vom 3. August 2026 bis 12. März 2027. Diese Termine können sich natürlich noch ändern, und die Oberleitungsbaumaßnahmen sind nur ein Teil der jeweils nötigen Bauarbeiten.

Alte VTA-Triebwagen müssen länger durchhalten

Ursprünglich war die Außerbetriebnahme der VTA bereits für 2021 nach ca. 30 Betriebsjahren vorgesehen werden, nach Angaben der AKN im Planfeststellungsbeschluss ist ein aktueller Weiterbetrieb nur noch unter hohem Instandsetzungsaufwand möglich. Die Ersatzteilversorgung wurde insbesondere für die elektronischen Bauteile für den Fahrzeugtyp bereits abgekündigt, sodass Ersatzteile nur noch aus stillgelegten Fahrzeugen gewonnen oder durch kostenintensive Nachbauten beschafft werden könnten. Auch Motorrahmen und Motorblöcke seien inzwischen nicht mehr lieferbar. Von den 18 VTA-Fahrzeugen habe die AKN vor Beginn der Bauarbeiten – so der Planfeststellungsbeschluss aus Schleswig-Holstein – 16 Fahrzeuge benötigt, ab 2025 rechne man bereits nur noch mit 15 betriebsfähigen Einheiten. Das neue Liniennetz vom August 2023 mit einer durchgehenden A2 von Neumünster bis Norderstedt lag dieser Zahl noch nicht zugrunde.

Der Vorhabenträger führt weiterhin aus, dass die betriebliche Stabilität des Fahrzeugtyps VTA keinesfalls über das Jahr 2025 hinaus gewährleistet werden kann. Fahrzeugausfälle durch Motorplatzer etc. würden dazu führen, dass Umläufe besonders in den Streckenbereichen A1 Nordabschnitt und A3 geschwächt werden müssten oder
komplett ausfallen und durch Busse mit erheblichen Zeitverlusten für die Fahrgäste des Vorhabenträgers zu ersetzen wären.

Planfeststellungsbeschluss für die Elektrifizierung, PFA 2, 28.02.2022

Ein mögliches Szenario zur Linderung der zu befürchtenden Fahrzeugknappheit könnte die Nutzung weiterer LINT-Fahrzeuge sein. Ein Leihfahrzeug hat die AKN bereits langfristig für den Betrieb auf der Linie A3 angemietet. Durch die Einführung der Flirt Akku bei der Nordbahn ab Dezember 2023 könnten möglicherweise weitere LINT zur AKN wechseln – das ist allerdings reine Spekulation.