Die Danske Statsbaner (DSB) hat gestern im dänischen Fredericia ihren neuen EuroCity-Zug vorgestellt, der noch in diesem Jahr den Betrieb auf der Strecke zwischen Hamburg und København H aufnehmen soll. Die Niederflurwagen stammen vom spanischen Hersteller Talgo.
Die aus 15 Wagen bestehenden Züge sind 209 Metern lang, werden von Siemens Vectron-Loks gezogen und erreichen eine Höchstgeschwindigkeit von 200 km/h. Ab 2027 sollen sie nach Abschluss von umfassenden Baumaßnahmen auch wieder auf einer Direktverbindung zwischen Hamburg und Århus eingesetzt werden.


Zunächst sollten acht Wagenparks mit zwei Endwagen für einen Sandwichbetrieb mit zwei Loks beschafft werden. Die Bestellung wurde zwischenzeitlich um weitere acht Wagenparks und 16 Steuerwagen ergänzt. Die ersten acht Wagenparks sollen noch in diesem Jahr zur Verfügung stehen, die zweiten acht im kommenden Jahr. Der Steuerwagenbetrieb soll aber wohl erst ab 2029 möglich sein, bis dahin wird immer eine Lok an der Zugspitze fahren müssen.
Die Vectron-Lokomotiven warten derzeit regelrecht auf ihren Einsatz: Es wurden zwischen 2020 und 2022 insgesamt 42 Stück gebaut und ausgeliefert. Sie verkehren derzeit nur an Doppelstockzügen in der Kopenhagener Hauptstadtregion.
Blick in den neuen Talgo-EuroCity
Nach einer ersten Vorstellung Ende vergangenen Jahres in Kopenhagen ermöglichte die DSB erneut einen Blick in ihre neuen EuroCity-Wagen – dieses Mal in Fredericia. Dabei wurden einzelne Besuchergruppen auf dänisch, aber auch auf Wunsch auf deutsch oder englisch durch den Zug geführt.


An beiden Enden des Zuges befindet sich ein kurzer Hochflurbereich, der auch ein Dienstabteil enthält. Die Endwagen besitzen außerdem einen Mehrzweckbereich mit jeweils 11 Klappsitzen, sodass Platz für Kinderwagen oder Fahrräder ist.
Die beiden Wagen der 1. Klasse (DSB 1′, Ordnungsnummern 23 und 24) besitzen eine 2+1-Bestuhlung. In den Rückseiten der Sitze sind Klapptische und Handy- bzw. Tablethalterungen vorhanden. Für das Gepäck stehen Gepäckregale im Wagen sowie Gepäckablagen über den Sitzen zur Verfügung. Morgens und Abends sollen Fahrgäste Snacks und ein Freigetränk erhalten. (Bild wird nachgereicht!)


Zwischen der 1. und 2. Klasse befinden sich im Wagen 22 ein Snack- und Getränkeautomat sowie drei Rollstuhlplätze mitsamt eines behindertengerechten WCs. Alle Sitzplätze sind mit Reservierungsanzeigen ausgestattet.


Die Tische an den Rollstuhlplätzen lassen sich hochklappen und auch in der Höhe verstellen. Neben den drei Rollstuhlplätzen bietet Wagen 22 Platz für 10 weitere Fahrgäste. In die Züge kann nur in Deutschland stufenlos eingestiegen werden. Die Bahnsteige in Dänemark sind 21 Zentimeter tiefer, sodass dort eine Stufe überwunden werden muss. Hierfür verfügt der Wagen 22 über eine Einstiegsrampe, sodass Rollstuhlfahrer flexibler als bisher reisen können.


Die Wagen der zweiten Klasse besitzen eine 2+2-Bestuhlung, überwiegend in vis-a-vis-Anordnung. Das Bild aus erhöhter Perspektive zeigt: Über den Sitzen ist viel Stauraum für Gepäck vorhanden. Insgesamt sind 95% des Zuges recyclebar, worauf die DSB wert legte. Sie sind insgesamt leichter und werden damit auch weniger Strom verbrauchen.


Die Wagen mit gerader Ordnungsnummer verfügen über zwei WCs mit Schiebetüren. Von jedem Sitzplatz aus sollen die Monitore für die Fahrgastinformation zu sehen sein. Der Zug ist noch nicht mangelfrei – aber auch noch nicht vollständig ausgepackt. Er gehört noch Talgo und wird für Probefahrten genutzt.
Betriebsaufnahme wohl im November 2025
Laut aktuellen Informationen ist eine Betriebsaufnahme der neuen EuroCity-Züge für Anfang November 2025 geplant. Zunächst sollen die Züge innerdänisch mit Fahrgästen getestet werden, ehe wohl zum Fahrplanwechsel im Dezember 2025 die lokbespannten deutschen Intercity-Züge abgelöst werden.


Ein letztes Zugpaar mit Gumminasen
Zum kleinen Fahrplanwechsel im Juni 2023 wurden die „Gumminasen“ (IC 3) auf der Verbindung zwischen Hamburg und Kopenhagen durch lokbespannte Züge ersetzt. Seitdem kommen leihweise alte DB Intercity-Wagen zum Einsatz, die eine höhere Kapazität auf der besonders im Sommer stark nachgefragten Verbindung bieten. Seit Dezember 2023 sind die IC 3 auch nicht mehr auf der Verbindung Hamburg – Århus im Einsatz – sie wurde vorübergehend eingestellt.
In den Sommermonaten werden zusätzliche Fahrten angeboten, da hierfür die lokbespannten Züge nicht ausreichen, muss ein Zugpaar auch diesen Sommer noch einmal mit IC 3-Zügen gefahren werden – ein wohl letztes Mal.

Das letzte Zugpaar mit IC 3-Zügen südlich von Flensburg ist IC 1190 / 1197, das täglich vom 11.04. bis 02.11.2025 verkehrt:
IC 1197: København H 12:07 – … – Padborg 15:02 – Flensburg 15:12 – Hamburg Hbf 17:03 Uhr
IC 1190: Hamburg Hbf 18:50 – Schleswig 20:26 – Padborg 21:03 – … – København H 23:57 Uhr
Die „deutschlandtauglichen“ IC3-Züge werden parallel mit ETCS ausgerüstet, wodurch ein Einsatz nach Deutschland nicht mehr möglich ist. Bis Dezember 2027 müssen noch einige wenige Einheiten für die Verkehre von und nach Flensburg vorgehalten werden, ehe der RE 7 über Flensburg und Padborg bis Tinglev hinaus verlängert werden soll.
Voraussichtlich ab 2029 soll sich auch die Fahrzeit der Züge zwischen Hamburg und Kopenhagen deutlich verkürzen. Die Züge benötigen für die Strecke über Padborg und Kolding heute 4:45 Stunden, nach Fertigstellung der Fehmarnbeltquerung wird eine Zielfahrzeit von nur noch 2:45 Stunden erwartet.
Flottenerneuerung in vollem Gange
Parallel zu den 16 neuen Talgo-Zügen beschafft die DSB 100 ALSTOM Coradia Stream-Züge, die als IC 5 bezeichnet werden sollen, darüber können mit aktuell bestehenden Optionen bis zu 53 weitere Fahrzeuge beschafft werden. Sie werden die Ansaldo Breda IC 4-Züge und die „E-Gumminasen“ (IR 4) bis 2030 ablösen. Auch die S-Bahnen der 4. Generation in Kopenhagen werden ab 2031 durch eine neue vollautomatisch betriebene Baureihe ersetzt. Hier soll sich der Austausch bis ins Jahr 2040 ziehen.
Bis 2040 will die DSB ihren Fuhrpark damit deutlich verjüngen, modernisieren und optisch vereinheitlichen: Alle neuen Projekte (EC, IC 5 und S-tog der 5. Generation) sollen einen einheitlichen Look erhalten.



Um die IC 3- und IC 4-Dieselzüge durch Neufahrzeuge ersetzen zu können, elektrifiziert der dänische Netzbetreiber Banedanmark seit Jahren die Hauptstrecken. Die DSB wird dann nach eigenen Angaben klimaneutral fahren können: Dieselzüge seien dann nur noch bei den Privatbahnen im Regionalverkehr in Einsatz. Aber auch dort findet eine Antriebswende statt: Die Midtjyske Jernbaner im Nordwesten nimmt diesen Sommer Dänemarks ersten Batteriezug (Siemens Mireo Plus B) in Betrieb, der Betreiber Lokaltog hat für seine Strecken Stadler FLIRT Akku bestellt.
Auch DB Fernverkehr erwartet Talgo-Züge
Auch die Deutsche Bahn beschafft derzeit Talgo-Wagenparks. Die als ICE L bezeichneten Züge werden später mit einer von Talgo entwickelten Mehrsystemlokomotive verkehren, bis dahin werden auch hierzulande Vectron-Lokomotiven eingesetzt. Auf den nicht elektrifizierten Strecken, wie nach Westerland(Sylt) werden Siemens Vectron in der Dual Mode die Züge bespannen.


Die deutschen Wagenparks werden aus einer Lok, 16 Mittelwagen und einem Steuerwagen bestehen und eine Höchstgeschwindigkeit von 230 km/h erreichen. Ein ICE L bietet 562 Sitzplätze, davon 85 in der 1. Klasse und ein Bordbistro. Außerdem gibt es einen abgetrennten Kleinkind- und Familienbereich.
Ursprünglich sollten die Züge ab Dezember 2023 zuerst auf der Strecke zwischen Berlin und Amsterdam in den Einsatz gehen – aufgrund von Lieferverzögerungen wurde hieraus nichts. Nach aktuellen Plänen sollen in diesem Jahr vier Wagenparks den Betrieb aufnehmen- ausschließlich im innerdeutschen Verkehr, neun weitere Züge sollen 2026 folgen. Auch hier hängt der Zeitplan von der noch ausstehenden Zulassung des Zuges ab. Die DB hat insgesamt 79 ICE L-Züge bestellt.